Razzia bei Satudarah in Duisburg Nachbarn des Rocker-Chefs geschockt

Duisburg · Am Hauptquartier von "Satudarah Clown-Town" an der Friedrich-Ebert-Straße schwanken die Anwohner nach dem morgendlichen Razzia gegen die Rocker zwischen Entsetzen und leichter Hoffnung. "Ich bin fassungslos. Schauen Sie sich doch mal hier um. In diesem Haus leben Kinder, ganz normale Familien. Hier sieht es aus wie in einem Kriegsgebiet", sagt eine Nachbarin.

Bei Osman fand die Polizei ein geladenes Sturmgewehr vom Typ AK 47 sowie eine Pistole vom Typ P99. Die Ermittler stellten zahlreiche Hieb- und Stichwaffen sowie etwa ein Kilogramm Marihuana, verschiedene Computer, Datenträger und Mobiltelefone sicher. Darüber hinaus fanden die Beamten auch zwei Schutz- und zwei Stichwesten. Das Sondereinsatzkommando hatte die Türen des Klubhauses der Satudarah mit einer Kettensäge aufgesägt und mit Sprengsätzen geöffnet.

Bewohnerin befreite sich mit Kind über Vordach

Im Hausflur hängt der Sicherheitskasten schief an der Wand, Aschefetzen liegen auf einem abgestellten Kinderwagen, im ersten Stock ist die Wohnungstür durch die Druckwelle der Sprengladungen aus der Fassung gehoben worden. Die Bewohnerin der betroffenen Wohnung musste sich mit ihrem Kind über das Vordach befreien.

Doch der massive Polizeieinsatz weckt auch Hoffnung. "Vielleicht wendet sich ja jetzt alles zum Guten. Nun müsste doch auch dem Letzten klar sein, dass diese Rocker keine normalen Motorradfahrer sind", sagt ein Anwohner. Viel zu lange schon leide das Viertel unter den Rockern, zuletzt hätte der Klub an Karfreitag eine wüste Party gefeiert. "Wenn man die Polizei ruft, um dem Lärm ein Ende zu bereiten, dann schicken die noch nicht mal einen Wagen", beschwert sich eine Frau.

Vertreter der Hausverwaltung stehen zunächst stumm daneben. Sie sind gekommen, um den Schaden am Haus zu begutachten. Das Vereinsheim sei durch den Eigentümer der Räume vermietet, die Verwaltung hätte keinen Einfluss, sagen sie auf Nachfrage. Die Verantwortung liege bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft: "Die Polizei kann sich doch nicht immer rausreden und sagen, sie könne das Klubheim nicht verbieten. In dieser Umgebung, in der normale Mieter leben wollen, darf so eine Einrichtung einfach keine Lizenz bekommen."

Tretroller im Vorgarten des Rocker-Präsidenten

Einige Kilometer entfernt steht die Nachbarschaft ebenfalls in kleinen Gruppen zusammen. Einige haben noch gesehen, wie Polizeibeamte mit Säcken und Kisten das Haus des Duisburger Rockerchefs, der sich selbst Ali Osman nennt, verlassen haben. Die Verhaftung des Satudarah-Vorsitzenden hat niemand mitbekommen. Vor dem Haus steht der Geländewagen, mit dem Osman zuletzt durch Duisburg gefahren war. Im Vorgarten liegen die Tretroller seiner Kinder. Plötzlich rollt ein Van heran, zwei Mitglieder von Satudarah sitzen darin. Einer steigt aus, geht zum Haus des verhafteten Klub-Präsidenten und klingelt. Die Ehefrau von Osman öffnet, übergibt einige Papiere. Dann verschwindet das Duo wieder. Ihr Auftritt ist eine Ausnahme in der gutbürgerlicher Gegend.

"Bisher war von der Szene eigentlich kaum etwas zu bemerken", sagt ein Nachbar. Allerdings hat nicht zuletzt der Auftritt Osmans in der RTL-Sendung "Stern TV" Fragen aufgeworfen. "Wie finanziert sich dieser Mann?", will ein Nachbar wissen. Das rund 300.000 Euro teure Haus habe er zu zwei Drittel bar bezahlt, behauptet ein anderer: "Woher stammt dieses Geld, wenn er doch angeblich keine krummen Geschäfte macht, tatsächlich aber die meiste Zeit zu Hause ist?"

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