Duisburg Niederländer erhöhen den Druck

Duisburg · Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Holland droht für die Logistikregion Niederrhein immer mehr zu einem Problem zu werden. Die Industrie- und Handelskammer fordert daher, Dampf zu machen bei der Häfenkooperation, dem Betuwe-Ausbau und der Bereitstellung neuer Flächen.

Dass die Jahresbilanz-Pressekonferenz der Niederrheinischen IHK so kurz vor den Wahlen stattfindet, ist dem traditionellen Termin der Kammer Anfang Mai geschuldet. Dennoch machte IHK-Präsident Burkhard Landers keinen Hehl daraus, dass er die momentane "erhöhte Politisierung" gerne nutzt, um die Haltung der Kammer in Wirtschafts- und Industriefragen zu kommunizieren.

Energie und Rohstoffe: Die Region braucht 13 Prozent der bundesweit benötigten industriellen Energiemenge und ist daher von den hohen Preisen besonders betroffen. Die drohende Insolvenz der Aluminium-Hütte in Voerde zeige schmerzlich den direkten Zusammenhang zwischen den Strompreisen und der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. "Ich hoffe sehr, dass der Aluminium-Standort in Voerde und die Arbeitsplätze erhalten bleiben", so Landers.

Häfenkooperation: Die Zusammenarbeit laufe schleppend, sagte Landers. "Ich sage dies inzwischen schon mit einer gewissen Ermüdung", so der IHK-Präsident. Alle fraglichen Themen könnten später gelöst werden, zunächst müsse schnell eine handlungsfähige Hafengesellschaft von Duisburg bis Emmerich gegründet werden, die auch zügig die Vermarktung aufnehmen sollte. Der Handlungsdruck steige, weil die Niederländer ihre Hinterland-Häfen mit insgesamt 410 Millionen Euro aufrüsteten. Drei kleinere Häfen auf holländischer Seite sollen zu Containerterminals umgebaut werden. Die Folge: Die Niederländer planten verstärkte Transporte von ihren Seehäfen per Binnenschiff über Kanäle in die Maashäfen. Von dort sollen die Güter per Lkw in die großen Abnehmerregionen an Rhein und Ruhr gehen — ein Szenario, dass die IHK so nicht will. Schließlich ist die Hinterlandlogistik mit eigener Wertschöpfung verbunden.

Betuwe-Linie: Der Ausbau des dritten Gleises zwischen Emmerich und Oberhausen dauert der IHK zu lange. Möglich sei ein Baubeginn für das dritte Gleis ab 2014 bei einer Bauzeit von sechs Jahren. In diesem Zeitraum soll eine "Task Force Güterverkehrs-Management" unter Beteiligung der betroffenen Firmen und der Deutschen Bahn eingerichtet werden.

Flächennutzung: Ansiedlung wie von Amazon in Rheinberg sind in Duisburg schon lange nicht mehr möglich — die Flächen fehlen. Beim Projekt "Duisburg 2027" werde zu wenig Rücksicht auf Belange der Industrie genommen, monierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger. Der Standort "Kohlenhuck" in Moers und der "Kohlenlagerplatz Norddeutschland" in Kamp-Lintfort, letzterer mit Vernetzung an das Logport-Gelände, sollten als Industriegebiete ausgewiesen werden. In Venlo wird ab Oktober das jetzige "Floriade"-Gelände in einen riesigen Gewerbepark verwandelt.

(RP/rl)
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