Problemhaus in Duisburg-Rheinhausen OB Link: "Es ist unerträglich"

Duisburg · Vermummte haben eine Bürgerversammlung zum Duisburger Problemhaus mit Reizgas und Eisenstangen angegriffen und die anwesenden als Nazis beschimpft. Rechts gerichtete Wortbeiträge habe es aber dabei keinesfalls gegen, sagt der Vorsitzende des Vereins "Bürger für Bürger". Der Duisburger Oberbürgermeister verurteilt die Übergriffe.

Eskalation am Problemhaus Duisburg
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Hintergrund des Angriffs war eine Veranstaltung des Vereins "Bürger für Bürger" mit Stadtvertretern, in deren Mittelpunkt der Wohnkomplex mit südosteuropäischen Zuwanderern in Duisburg-Rheinhausen stand. Nach der Diskussion wurden einige Teilnehmer von Vermummten, die von der Polizei der linken autonomen Szene zugeordnet werden, mit Stangen angriffen und mit Reizgas verletzt.

Wie die Polizei Duisburg unserer Redaktion sagte, überfielen die Vermummten am Freitag gegen 20.45 Uhr die Teilnehmer der Veranstaltung an der Beethovenstraße. Die Unbekannten schlugen mit Stangen auf die Leute ein und versprühten Reizgas. Die Vermummten beschimpften die Teilnehmer als "Nazis".

Der Angriff während der Versammlung hatte schwere Folgen: Von den vier verletzten Personen mussten drei im Krankenhaus behandelt werden. Eine Person musste im Hospital bleiben. Auf dem Heimweg wollen Zeugen auf der Straße In den Peschen Personen wiedererkannt haben, die an dem Überfall beteiligt waren. Sie sollen in den Reihen der sogenannten Nachtwache gestanden haben.

Als die Polizei die Personalien feststellen wollte, flüchteten alle, einige von ihnen rannten ins Haus. Anschließend griffen Hausbewohner, unter anderem ein Vater mit seinem 13-jährigen Sohn, die Polizisten mit Eisenstangen an. Die Polizei stürmte das Gebäude mit rund 40 Beamten und sorgte für Ruhe. Gegen den Vater und zwei weitere Personen ermittelt die Polizei jetzt wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. Gegen zwei Personen, 17 und 20 Jahre alt, wegen gewalttätiger Ausschreitungen.

Emotionale, aber nicht rechts gerichtete Wortbeiträge

Eigentlich sollte der Abend, der dann eskalierte, ein Meinungsforum sein, berichtet Rolf Karling, Vorsitzender des Vereins "Bürger für Bürger", der zwischen Anwohnern und Zuwanderern vermitteln will. Es habe emotionale, aber keinesfalls rechts gerichtete Wortbeiträge gegeben. Die Verletzten und andere Teilnehmer hatten sich bei der Versammlung über Dreck und Lärmbelästigung rund um das umstrittene Haus beschwert.

Teilnehmer der Nachtwache vor dem Rathaus hätten laut Berichten des WDR die Situation derweil anders wahrgenommen. Rolf Karling habe als Moderator der Veranstaltung von Menschen gesprochen, "die kulturell nicht hierher passen". In einer Pressemitteilung hätten die "kritischen Beobachter" mitgeteilt, dass die Diskussionsveranstaltung von "rassistischen und ­antiromaistischen Stereotypen" geprägt gewesen sein soll.

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) verurteilt den Angriff derweil. "Es ist unerträglich, dass Krawalltouristen die schwierige Situation vor Ort für ihre fragwürdigen Parolen ausnutzen", erklärte Link am Sonntag. Link forderte Hilfe von verschiedenen Seiten: In Rumänien und Bulgarien müsse die EU für Perspektiven sorgen. Die Bundesregierung solle für ein Wiedereinreiseverbot sorgen. Das Land müsse mehr Stellen für Sprachförderung schaffen.

21-Jähriger zeigte Hitlergruß

Hintergrund der Vorfälle ist ein schwelender Konflikt zwischen Zuwanderern und Anwohnern im Stadtteil Rheinhausen. In jüngerer Vergangenheit sollen die überwiegend aus Rumänien und Bulgarien stammenden Menschen bedroht und angefeindet worden sein. Gegen einen 21-Jährigen, der den Hitlergruß gezeigt und Nazi-Parolen geschrien habe, werde wegen Volksverhetzung ermittelt, erklärte die Polizei.

Zum Schutz der Zuwanderer haben seit einer Woche Bürger mit Vertretern aus Sozialverbänden und Kirchengemeinden eine Nachtwache in der Straße eingerichtet. Polizeisprecher Ramon van der Maat betont, die Polizei sei in der Gegend sehr präsent. "Inzwischen müssen wir aber die Parteien vor Gewalt schützen, die aus einer neuen Richtung kommt, nämlich von linken Krawallmachern, die sich da einmischen."

(csr)
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