Duisburg Plädoyer für einen sozialen Arbeitsmarkt

Duisburg · Wenn in der Salvatorkirche eine Kanzelrede ansteht, drängeln sich für gewöhnlich interessierte Zuhörer auf den Bänken im Kirchenschiff – so auch diesmal. Der evangelische Kirchenkreis Duisburg hatte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) in die Stadtkirche eingeladen.

 Ein ungewohntes Bild: der Minister auf der Kanzel. In seiner Rede forderte er mehr staatlich subventionierte Beschäftigungsverhältnisse.

Ein ungewohntes Bild: der Minister auf der Kanzel. In seiner Rede forderte er mehr staatlich subventionierte Beschäftigungsverhältnisse.

Foto: Andreas Probst

Wenn in der Salvatorkirche eine Kanzelrede ansteht, drängeln sich für gewöhnlich interessierte Zuhörer auf den Bänken im Kirchenschiff — so auch diesmal. Der evangelische Kirchenkreis Duisburg hatte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) in die Stadtkirche eingeladen.

In seiner Rede setzte sich der Minister mit einem Thema auseinander, dass die Arbeit der evangelischen Kirche im letzten Jahr ganz besonders geprägt hat. Schneider sprach zum Publikum über die "Notwendigkeit und Grenzen eines sozialen Arbeitsmarktes". Zunächst einmal machte der Arbeitsminister deutlich, wieso er den Ausbau der sozialen Komponente im Arbeitsmarkt für alternativlos hält: "Laut einer Studie des paritätischen Wohlfahrsverbandes sind im Ruhrgebiet 21,5 Prozent der Einwohner akut von Armut bedroht", sagte Schneider.

"Einer der Hauptgründe für Armut in Deutschland ist nachweislich die Langzeitarbeitslosigkeit." Um dieser Entwicklung entgegenwirken zu können, sei es notwendig, diesen oft schwer zu vermittelnden Betroffenen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu verschaffen.

Eine mögliche Lösung für dieses Problem sieht er in der Schaffung staatlich subventionierter Beschäftigungsverhältnisse: "Wir müssen es schaffen, dass sich Privatwirtschaft und Wohlfahrtsverbände gleichermaßen um diese Menschen bemühen. Nur so ist eine langfristige Entspannung der Situation möglich. Neben diesem Lösungsansatz äußerte der Minister auch noch Kritik an der Bundesregierung, der er vorwarf, den Ländern durch Sparmaßnahmen an falscher Stelle die Möglichkeit zu sozial gerechtem Handeln zu nehmen. "Solang sich an den Machtverhältnissen im Bundestag nichts ändert, wird es in Deutschland keinen sozialen Arbeitsmarkt geben", befand er.

Obwohl das Geld für eine komplette Umsetzung eines sozialen Konzeptes fehle, ließe sich es die NRW-Landesregierung nicht nehmen, noch in diesem Jahr zumindest mit Pilotprojekten zu beginnen, unterstrich der Minister. So könne man den Betroffenen zumindest punktuell schon einmal weiterhelfen. Wenn sich diese Projekte zudem noch als wirtschaftlich sinnvoll erweisen würden, könnten sie einen gewissen Vorbildcharakter für den Rest des Landes haben. "Das wäre dann doch eine gute Sache", so Schneider.

(RP/rl)
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