Duisburg Polizei: Keine rechte Szene in Duisburg

Duisburg · Die Morde des ostdeutschen Neonazi-Trios haben ganz Deutschland geschockt. Duisburg wird von Rechtsradikalen zwar immer wieder gerne als Aufmarschplatz genutzt – eine rechte Szene gebe es hier aber nicht, so die Polizei.

Sie waren zu acht. Mit lauten Zwischenrufen störten die jungen Männer am 24. Oktober gegen 18.30 Uhr auf der Königstraße die allmontägliche Demonstration des Vereins "Erwerbslose helfen Erwerbslosen".

Trotz wiederholter Aufforderung skandierten die Störer Parolen des "Nationalen Widerstandes". Am Ende nahm die Polizei die acht Störenfriede fest. Drei von ihnen waren noch nicht einmal 18 und wurden anschließend ihren Erziehungsberechtigten übergeben.

Vergleichsweise harmlos

Die Duisburger Polizei sieht diese selbst ernannten "Nationalen Sozialisten" als vergleichsweise harmlos an. Hakenkreuzschmierereien im Kantpark gab es vor einiger Zeit gleich mehrfach. Von organisiertem Geschehen könne aber in keinem Fall die Rede sein, so Polizeisprecher Ramon van der Maat. "Eine rechte Szene gibt es nicht. Es gibt auch in Duisburg Einzelne, die Sympathien für solches Gedankengut haben. Organisatorische Strukturen sind dabei aber im Moment in Duisburg nicht erkennbar", sagt van der Maat.

Dass nach außen häufig ein anderer Eindruck entsteht, liegt daran, dass rechte Gruppierungen Duisburg in der Vergangenheit immer wieder als Aufmarschplatz für Kundgebungen und Demonstrationen missbraucht haben. Beliebt ist die Stadt bei Rechten vor allem wegen der Moschee. Mitglieder von ProNRW und rechte Gruppierungen versammelten sich dort zu Protestkundgebungen. Wie fast immer in Duisburg war die Zahl der Gegendemonstranten deutlich größer.

Das gilt auch für die Aufmärsche, die der bekannte Rechtsradikale Axel Reitz in der Vergangenheit auf dem Portsmouthplatz vor dem Hauptbahnhof organisiert hatte. "Einmal fand eine solche Veranstaltung sogar an Heiligabend statt – und die Gerichte haben das auch noch genehmigt", sagt van der Maat. Obwohl man von einer rechten Szene in Duisburg nicht sprechen könne, sei die Polizei trotzdem wachsam: "Häufig ist es von Bedeutung, wo führende Köpfe der Rechtsradikalen wohnen. Es braucht nur jemand hierher zu ziehen, und die Situation ändert sich sofort."

NPD bei der Kommunalwahl

Neuere Erkenntnisse über regionale Strukturen Rechter gibt es an der Universität Duisburg-Essen nicht. "Im Moment liegen die Forschungsschwerpunkte auf anderen Gebieten", erklärte Universitätssprecherin Beate Kostka auf Anfrage der RP. Bundesweit in der Diskussion ist zurzeit auch wieder ein Verbot der NPD. Bei den Kommunalwahlen 2009 trat die NPD in Duisburg lediglich im Bezirk Meiderich / Beeck an. Zu einem Mandat reichte es jedoch nicht. Bei den Ergebnissen landeten die Rechten nur unter ferner liefen.

(RP/rl/jco)
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