Duisburg Private retten Public Viewing

Duisburg · In gut zwei Wochen startet die Fußball-Europameisterschaft und damit die Zeit, in der es Fußballfans vor die Großleinwände zieht. Doch für die Duisburger sieht es da ziemlich düster aus.

 Direkt an der Kirche werden alle deutschen Spiele auf der Großbildleinwand übertragen.

Direkt an der Kirche werden alle deutschen Spiele auf der Großbildleinwand übertragen.

Foto: Jessica Narloch

Das Champions-League-Finale am Wochende in München hat offenbart, wie eine Niederlage in der Menge Gleichgesinnter vielleicht etwas erträglich wird (und ein Sieg viel leidenschaftlicher gefeiert werden kann). Am Freitag, 8. Juni, beginnt die Fußball-EM in Polen und in der Ukraine, einen Tag später müssen die Deutschen gegen Portugal in Lemberg auf den Platz. Und spätestens dann stellt sich dem geneigten Fußballfan die Frage: "Wo gucken wir denn?".

Kein Geld

In diesem Jahr auf jeden Fall nicht auf der Dreieckswiese an der Regattabahn. Bei der der Fußball-WM 2006 war dort das so genannte "Public Viewing" die beliebteste Sommerbeschäftigung vieler Duisburger. Zu Hunderten drängten sich hier die Fans zum Jubeln und Feiern bei bester (gewaltfreier) Stimmung, ohne Bengalos und Böller, dafür aber mit Kind und Kegel. So wie bei der Fußball-WM vier Jahre später, so wird auch jetzt bei der Europameisterschaft dort keine Leinwand stehen. "Duisburg hat kein Geld", bedauert Uwe Gerste, Geschäftsführer der städtischen Marketinggesellschaft, der sich im Vorfeld ernsthaft um private Geldgeber bemüht hatte. "Doch das Interesse vieler Sponsoren, eine solche Veranstaltung zu unterstützen, war sehr begrenzt."

Immerhin hätten sie Kosten in Höhe von 200 000 Euro finanzieren müssen. "Viele Geldgeber engagieren sich in diesem Jahr lieber woanders, beziehungsweise haben sich schon woanders engagiert", so Gerste. Hinzu kommt, dass in unserer Stadt die Zahl der Spender, die angezapft werden könnten, sehr überschaubar ist. Sparkasse, Stadtwerke, Rheinfelsquelle, Hafen — sie sollen immer herhalten. Die schlechte Nachricht also: Bei dieser Europameisterschaft wird es kein städtisch organisiertes "Rudelgucken" geben. Die gut Nachricht: Es gibt Alternativen.

Pfarrer Hans-Bernd Preuß von der evangelischen Kirchengemeinde Obermeiderich zum Beispiel wird seinen Fußball-Enthusiasmus mit vielen teilen. Die Gemeinde hat ein "Public Viewing" auf der Kirchwiese organisiert. Der Pfarrer möchte alle Spiele mit deutscher Beteiligung auf einer Großleinwand übertragen lassen. "Wir sind einfach große Fußballfans", so Preuß . "Irgendwer muss doch so etwas auf die Beine stellen. Da es sonst keiner macht, müssen wir eben selbst etwas tun."

Alternative Fußballkneipe

Wer citynäher feiern möchte, der findet es vielleicht, im "Grammatikoff" am Dellplatz gemütlich, wo vier Großleinwände aufgestellt werden — allerdings nicht im Freien, sondern im Innenraum. Auch in anderen Lokale, die wie zum Beispiel das Gleis 3 in Großenbaum immer für Fußballgenuss garantieren, könnte es an den Spieltagen der Deutschen besonders eng werden. In einigen Bars, Restaurants und Kneipen am Innenhafen werden die Spiele der deutschen Elf ebenfalls übertragen.

Wer es lieber weniger kommerziell mag, der findet möglicherweise ein Jugendzentrum in der Nähe. Das "Area 51" in Rheinhausen beispielsweise ist ganz fußball-jeck. Und wem alles das nicht ausreicht, der kann ja mal an der Nachbartüre klingeln. Fußball-EM vor dem Fernseher auf der heimischen Terrasse, mit Freunden und Verwandten, mit Grill und Bierfässchen — gemütlicher geht es eigentlich nicht mehr...

(top/ila)
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