Duisburger Rotlichtviertel Rocker-Randale: Polizei im Großeinsatz

Duisburg · Zertrümmerte Autos, zerschlagene Scheiben, überall Glassplitter auf der Straße. Mehr als 100 Bandidos haben am späten Freitagabend im Duisburger Rotlichtviertel randaliert. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

Duisburger Rotlichtviertel: Rocker-Randale: Polizei im Großeinsatz
Foto: KDF TV & Picture

Mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen stehen Polizisten am späten Freitagabend vor dem "Fat Mexican", dem Vereinssitz der Motorradrocker Bandidos im Duisburger Rotlichtviertel. Sie befürchten, dass noch mehr Rocker aus anderen Städten kommen. Die Straße vor den schwer bewaffneten Beamten ist mit Scherben übersät. Daneben stehen Autos mit zertrümmerten Fenstern und Kotflügeln. Das ganze Viertel ist abgesperrt. Ein Polizeihubschrauber kreist über dem Marientor. Hundertschaften der Bereitschaftspolizei aus ganz NRW sind an den Ein- und Ausfallstraßen postiert. Niemand kommt mehr rein oder raus. Die Etablissements werden kurzzeitig geschlossen. Die Polizei nimmt von allen die Personalien auf. Die Rocker nehmen es kommentarlos hin. Sie sind es gewohnt, von der Polizei kontrolliert zu werden.

Was war passiert? Kurz zuvor, gegen 22 Uhr, hatten rund 100 Bandidos mit Knüppeln und Eisenstangen auf parkende und an der Ampel haltende Pkw eingedroschen, mit Pflastersteinen Autoscheiben zerschmettert und davonfahrende Wagen mit Flaschen beworfen. Mindestens ein Mensch wurde dabei leicht verletzt. Ob es noch mehr Verletzte gab, ist derzeit schwer zu beurteilen. Laut Polizei war der Pizzabote bislang der einzige, der sich gemeldet hat.

Als die ersten Einsatzkräfte am Ort des Geschehens eintrafen, hatten sich die Randalierer schon verdrückt. Nur einige wenige Rocker trafen die Beamten an. "Die standen aber nur herum. Wir haben ihre Personalien aufgenommen, konnten sie aber nicht mit den Geschehnissen in Verbindung bringen", sagt Polizeisprecherin Daniela Krasch. Die Polizisten aus Duisburg, die nach und nach Verstärkung aus umliegenden Städten bekamen, waren bis spät in die Nacht hinein auf der Charlotten- und Vulkanstraße im Einsatz. Sie befragten mögliche Zeugen, kontrollierten Bordellbesucher und errichteten Straßensperren.

"Warum die Rocker randaliert haben, wissen wir noch nicht", sagt die Polizeisprecherin. "Nach derzeitigen Erkenntnissen gibt es aber keine Verbindung zu den Auseinandersetzungen der rivalisierenden Rockergruppen". Die Polizei leitete ein Strafverfahren gegen unbekannt wegen Landfriedensbruchs und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ein.

Auch in anderen Stadtteilen sorgten Rocker in der Nacht zu Samstag für Polizeieinsätze: In Rheinhausen hatten sich Mitglieder der Rockergruppe Satudarah zu einem Grillabend getroffen. Zahlreiche Anwohner meldeten sich gegen Mitternacht bei der Polizei und klagten über Ruhestörung. Ihren Angaben zufolge "bebte das ganze Haus". Die Beamten fuhren mit zehn Streifenwagen zum Vereinsheim der Rocker an der Friedrich-Ebert-Straße und sorgten für Ruhe.

In Hamborn auf der Kreuzung Duisburger und Beecker Straße ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall. Zwei Autos stießen frontal zusammen, die beiden 24 und 32 Jahre alten Fahrer wurden schwer verletzt in die Helios-Klinik St. Johannes in Hamborn eingeliefert. Da laut Polizei einer der Verletzten ein Mitglied der Hells Angels war und sich einige Angehörige und Freunde am Krankenhaus einfanden, fuhr die Polizei mit mehreren Streifenwagen vor. "Aber alles blieb ruhig", sagt Krasch. "Es war entspannt, es gab keine Auseinandersetzungen."

(RP)
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