Duisburg Rockerkrieg in Duisburg: Die Anschläge häufen sich

Dusiburg · Am Donnerstag ist ein Sprengsatz in einem Wettbüro in Duisburg explodiert, dessen Besitzer den Hells Angels nahesteht. Dieser Vorfall ist nur ein weiteres Kapitel in einem sich zuspitzenden Konflikt der Rockerbanden.

Rockergewalt in Deutschland - eine Chronik
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Während das Rheinland und das Ruhrgebiet zwischen den rivalisierenden Rockerbanden Hells Angels und Bandidos aufgeteilt sind, streiten sie sich um die Vorherrschaft in Duisburg. Einen traurigen Höhepunkt gab es 2009, als vor dem Bandidos-Stammlokal "Fat Mexican" nach einem Streit ein Bandidos-Mitglied von einem Hells Angel erschossen wurde. Hintergrund der Tat war ein Eifersuchtsdrama. Dennoch heizte der Mord den Rocker-Konflikt weiter an. Seitdem rumort es in der Stadt. Immer wieder gibt es Schlägereien oder Anschläge im Rocker-Milieu.

In den letzten Wochen häufen sich die gegenseitigen Angriffe in Duisburg. Anfang August fielen Schüsse auf der Düsseldorfer Landstraße. Ein Mann stieg an einer roten Ampel aus und feuerte auf das vor ihm stehende Auto. Verletzt wurde niemand, die Polizei fand Einschusslöcher im Straßenasphalt.

Weder Täter noch Opfer meldeten sich bei der Polizei. "Das ist ein immer wiederkehrendes Problem bei den Anschlägen der Rockerbanden. Weder Täter noch Opfer möchten mit der Polizei zusammenarbeiten", erklärt Stefan Hausch, Pressesprecher der Polizei Duisburg. "Selbst wenn wir einen Täter ausmachen können, grinsen uns Täter und Opfer nur an."

Vergangenes Wochenende wurde ein Sprengsatz am Borgschen Weg auf einem Nachbargrundstück der Hells Angels gezündet. Die Handgranate war vom gleichen Typ wie der Sprengsatz im Wettbüro, der am Donnerstag hochgegangen ist: Typ M 75, Splittergranate, die aus Militärbeständen des ehemaligen Jugoslawien stammt. Die Fassade eines Logistik-Gebäudes wurde beschädigt, Verletzte gab es nicht. Auch hier wurde der Sprengsatz zu einer Zeit gezündet, zu der sich niemand auf dem Firmengelände befand.

"Es geht nicht unbedingt darum, jemandem zu schaden", erklärt Polizeisprecher Stefan Hausch. "Es passiert meistens nachts in unbelebten Objekten. Auch die Schüsse Anfang August waren wahrscheinlich nicht zielgerichtet." Es gehe darum, sich Respekt zu verschaffen. Das Aufsehen, das ein Verletzter auf sich ziehen würde, sei den Banden gar nicht recht. "Sie wollen die Geschäfte unter sich ausmachen", sagt Stefan Hausch.

Auch bei der Explosion im Wettbüro am Donnerstag kam niemand zu Schaden. Beide Granatenanschläge sollen auf die Rechnung der Satudarah gehen, eine niederländische Vereinigung, die den Bandidos nahestehen soll und sich seit Anfang des Jahres in Duisburg niedergelassen hat. Zu den Hintergründen der Tat kann die Polizei noch nicht viel sagen. "Die Ermittlungen laufen, es stehen zahlreiche Vernehmungen an", erklärt Polizeisprecher Stefan Hausch. Ob die Tat aufgeklärt wird oder unter den Rockern selbst geregelt, bleibt abzuwarten.

Aufgrund der Häufigkeit der Ereignisse bleibt die Polizei wachsam. Man habe die bekannten Örtlichkeiten im Blick und zeige eine höhere Polizeipräsenz, sagt der Polizeisprecher.

(jco)
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