Duisburg Rückenkratzer als Lebensmotto

Duisburg · Am Sonntag wird um 16 Uhr eine Ausstellung in der cubus-Kunsthalle eröffnet, die chinesische Alltagsgegenstände zeigt, die etwas über die spezifische Kultur im bevölkerungsreichsten Land der Erde erzählen können. Vielseitiges Rahmenprogramm.

 Dr. Anja D. Senz, Geschäftsführende Direktorin des Konfuzius-Instituts, und Prof. Xu Kuanhua, Co-Direktor des Instituts, stellten gestern die ungewöhnliche Ausstellung in der cubus-Kunsthalle vor. Hier präsentieren sie die "1000-jährigen Eier".

Dr. Anja D. Senz, Geschäftsführende Direktorin des Konfuzius-Instituts, und Prof. Xu Kuanhua, Co-Direktor des Instituts, stellten gestern die ungewöhnliche Ausstellung in der cubus-Kunsthalle vor. Hier präsentieren sie die "1000-jährigen Eier".

Foto: andreas probst

Schwamm drüber, dass die Trikots der US-amerikanischen Olympiamannschaft in China hergestellt wurden. Solche Irritationen sollten niemanden davon abhalten, die Ausstellung "Chinesische Dinge" zu besuchen, die am Sonntag, 29. Juli, 16 Uhr, in der cubus-Kunsthalle eröffnet wird.

Es geht in der Ausstellung nicht um Handys, Computer, Billigtextilien oder – ganz brisant – Solarzellen, die mit dem Vermerk "Made in China" exportiert werden; vielmehr werden Gegenstände präsentiert, denen etwas typisch Chinesisches anhaftet. Die rund 100 Ausstellungsstücke gehören nicht nur zum chinesischen Alltag, die "Dinge" sollen auch dazu beitragen, so etwas wie chinesischen Zeitgeist zu begreifen. Immerhin wirkt das renommierte Konfuzius-Institut Ruhr, das in Duisburg beheimatet ist, an der Ausstellung mit.

Konzipiert wurde die Schau von der "Popcorn Idea Factory", einer Wissenschaftlergruppe der Universität für Kommunikation in Peking. Die Sozialwissenschaftler hatten nicht im Sinn, die klassischen Kulturleistungen aus dem Reich der Mitte vorzustellen. So sucht man vergeblich nach Requisiten oder Anspielungen auf die berühmte Pekingoper; vielmehr sieht man lauter alltägliche Gegenstände, die allgemein gebräuchlich sind und die zugleich und quasi nebenbei etwas vom heutigen China erzählen.

Da ist zum Beispiel ein Spucknapf zu sehen, der wie eine Vase aussieht und auch mit einer solchen verwechselt werden kann. Solche Spucknäpfe finde man in fast jedem Haushalt, berichtete gestern Prof. Xu Kuanhua vom Konfuzius-Institut. In China hafte einem solchen Gefäß nichts Ekelhaftes an, vielmehr empfinden Chinesen es als ekelhaft, "Schleim zu schlucken" oder in ein Taschentuch zu transportieren. Und so ein Spucknapf könne auch dazu dienen, Protest auf geordnetem Wege nach außen zu tragen...

Kurios ist die rote Unterwäsche, die Schutz bieten soll, wenn man in einem risikobehafteten Tierkreisjahr lebt; was glücklicherweise nur alle zwölf Jahr vorkommt. Erstaunt ist man, wenn man unter den vielsagenden Gegenständen auch einen Rückenkratzer findet. Hier hilft einem die Übersetzung mit der "versteckten Bedeutung" weiter. So wird der Rückenkratzer auf Chinesisch umgangssprachlich "niemanden um Hilfe fragen" genannt. – Ein schlichtes Wörterbuch gehört ebenfalls zu den Ausstellungsstücken. Die Pointe ist in diesem Fall die Auflage: 400 Millionen! Ein Blickfang der Schau ist übrigens ein Moped-Taxi für zwei Fahrgäste.

Auch die Nahrung spielt in der Ausstellung eine Rolle. Neben Tofu-Gerichten trifft man beispielsweise auf "1000-jährige Eier", die tatsächlich zum Verzehr bestimmt sind. Zugegeben: 1000 Jahre ist etwas übertrieben.

Die Rezeptur für die Spezialität lautet ungefähr so: Enteneier werden gekocht und drei Monate lang in einer Mischung aus Kalk, Teepulver und weiteren biologischen Materialien gelagert. Dann sollen sie noch zwei Jahre lang genießbar, vielleicht sogar wohlschmeckend sein, obwohl sie aussehen, als seien sie 1000 Jahre alt.

Ausstellung bis 23. September. Öffnungszeiten dienstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr. Eintritt drei, ermäßigt zwei Euro.

(RP)
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