Duisburg Schmierentheater beim AStA

Duisburg · Seit Monaten liegt die Arbeit beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Duisburg-Essen brach: Da wurde eine Wahlurne entwendet, die Referenten beschimpfen sich und beschäftigen Anwälte.

Selbst Insider der Universität Duisburg-Essen durchschauen das Chaos nicht mehr, das seit Monaten beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Duisburg-Essen herrscht.

Da werden anonyme E-Mails verschickt, in denen AStA-Referenten der Untreue, der Unterschlagung und sonstiger ziemlich übler Machenschaften beschuldigt werden. Da kursieren zwischen den einzelnen politischen Gruppierungen nur noch Anwaltsschreiben, bei denen gedroht und auf Unterlassung von öffentlichen Beschuldigungen bestanden wird. Besonders der Vorwurf, einige Referenten hätten über Jahre hinweg Gelder, die für die Studierendenschaft allgemein bestimmt waren, in die eigene Tasche gewirtschaftet, wiegt schwer. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen AStA-Referenten. Bislang ist es für neutrale Beobachter aber noch unmöglich zu sagen, ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder ob es sich um Unterstellungen handelt. Nun möchte die Hochschulleitung die Notbremse ziehen. Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke betätige sie, so eine Uni-Sprecherin, nicht gerne, da es sich um einen Eingriff in die studentische Selbstverwaltung handle. Doch da die Hochschulleitung die Rechtsaufsicht hat, könne sie nicht mehr untätig bleiben.

Ein Schlussstrich könnte sein, dass sämtliche AStA-Mitglieder, die bei diesem "Schmierentheater" auf der Bühne stehen, von ihren Ämtern zurücktreten. Ein massiver Anstoß dazu ist der jetzt von der Hochschulleitung veranlasste Ausschluss des bisherigen Finanzreferenten Boris Schön, der auch Duisburger CDU-Ratsherr ist, aus dem Amt des AStA-Referenten für Finanzen. Die Hochschulleitung argumentiert formal: Schön sei seit mindestens einem Jahr kein ordentlicher Student mehr und könne deshalb nicht beim AStA arbeiten (und dafür 500 Euro monatlich bekommen).

Nur vier Prozent Wahlbeteiligung

Gegen die Verfügung der Hochschulleitung wurde von einem Anwalt Widerspruch eingelegt, wie in einem AStA-Schreiben gestern Abend mitgeteilt wurde. Einige Szenen aus dem "AStA-Schauspiel" haben durchaus etwas Kurioses: So wurde beispielsweise bei der jüngsten Wahl zum Studierendenparlament eine Wahlurne entwendet. Der "Dieb" behauptet aber, aus guter Absicht gehandelt zu haben, weil seiner Ansicht nach die Wahl an sich nicht ordnungsgemäß vonstattengegangen sei. Jedenfalls wurde die entwendete Urne einem Anwalt übergeben und nicht etwa versteckt oder zerstört.

Die 37 500 Studierenden der Uni Duisburg-Essen scheinen die Querelen leid zu sein. An der Wahl zum Studierendenparlament (das ist die mit der zeitweise verschwundenen Wahlurne) beteiligten sich nur noch vier Prozent der Studierenden. Bei der nächsten Sitzung des Studierendenparlaments, die am 25. Januar stattfindet, soll es auch darum gehen, wie die Arbeit des AStAs wieder in normale Bahnen gelenkt werden kann. Ohne Neuwahlen werde das, so Uni-Insider, nicht möglich sein. Vermutlich würden diejenigen, die an ihren Ämtern kleben, aber wieder Anwälte einschalten ...

(RP)
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