RP-Serie "Gesund und vital in Duisburg" Schweigen aus falscher Scham schadet

Duisburg · Blutungsstörungen, Blasenschwäche, Unterbauchschmerzen und Infektionen im Genitalbereich: In der Frauenheilkunde, speziell in der operativen Gynäkologie, geht es oft um Themen, über die Frau nicht gerne spricht. Das ist ein Fehler.

 Oberärztin Dimitra Kalantzi erklärt einer Patientin anhand eines Beckenbodenmodells, wie die Beschwerden entstehen können.

Oberärztin Dimitra Kalantzi erklärt einer Patientin anhand eines Beckenbodenmodells, wie die Beschwerden entstehen können.

Foto: Hohl, Ralf (hohl)

In einer gynäkologischen Sprechstunde, speziell in der Dysplasiesprechstunde, wo es um Veränderungen im Genitalbereich geht, kann eine Mutter etwas erfahren, was sie ihrer minderjährigen Tochter nicht vorenthalten sollte: Es gibt seit einigen Jahren eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs. Und die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Behandlung von Mädchen zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr.

 Eine Ultraschall-Untersuchung geht in der Regel immer voraus, bevor bei unklaren Befunden eine Stanzbiopsie vorgenommen wird.

Eine Ultraschall-Untersuchung geht in der Regel immer voraus, bevor bei unklaren Befunden eine Stanzbiopsie vorgenommen wird.

Foto: ralf hohl

In der Dysplasiesprechstunde können Chefarzt Prof. Dr. Markus Schmidt, die Leitende Oberärztin Dr. Valerie Schwödiauer und Oberärztin Dimitra Kalantzi diese Impfung, die anfangs wohl noch umstritten war, nur empfehlen, denn "Gebärmutterhalskrebs ist der Krebs der jungen Frau". Die Ursache ist, so Dimitra Kalantzi, dass in jungen Jahren der Gebärmutterhals besonders empfindlich für eine Infektion ist. Dies macht sich das Humane Papilloma Virus (HPV) als Verursacher des Gebärmutterhalskrebses "zunutze". Man weiß heute, dass HPV weit verbreitet ist. Etwa 80 Prozent der Frauen, so die Fachleute, stecken sich einmal im Laufe ihres Lebens an. Bei 90 Prozent davon, so die gute Nachricht, heilt die Infektion spontan ab. Ungefähr zehn Prozent der Betroffenen bleiben allerdings dauerhaft infiziert. Übertragen wird die Infektion durch enge Hautkontakte im Genitalbereich. Es gibt, so Oberärztin Kalantzi, mehr als 100 HPV-Untergruppen. Die meisten davon seien harmlos. Sie können höchstens störende Warzen im Genitalbereich, aber keine lebensbedrohlichen Erkrankungen verursachen. Daneben gebe es aber auch die "High-risk-Typen", die bösartige Zellveränderungen hervorrufen können.

Zellveränderungen im Bereich des Muttermundes, der Scheide oder Schamlippen, jene Dysplasien also, entstehen sehr langsam, bilden sich oftmals auch spontan zurück. Wenn sie jedoch länger bestehen, sollte gehandelt werden, bevor Gebärmutterhalskrebs entsteht. Neben der Krebsvorsorge gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit der erwähnten Impfung gegen HPV. Die Impfung sollten Mädchen möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr bekommen. In den regelmäßigen Dysplasiesprechstunden im Klinikum Duisburg wird da nicht drumherumgeredet.

In einem medizinischen Arbeitspapier des Klinikums heißt es ebenso volkstümlich wie anschaulich: "Eine Frau, die sich mit der Wärmflasche auf dem Bauch aufs Sofa kuschelt, ist für viele der Inbegriff von Frauenleiden." Solche Unterbauchschmerzen können viele Ursachen haben. Die Ursache herauszufinden sei eine "detektivische Herausforderung" für den Arzt. Bisweilen sind diese Unterbauchschmerzen mit verlängerten Regelblutungen verbunden. Eine häufige Ursache sind Myome der Gebärmutter, das sind gutartige Wucherungen der Gebärmuttermuskulatur, die sich bei einem Viertel bis einem Drittel aller Frauen zwischen 30 und 50 Jahren finden lassen. Während noch vor einigen Jahrzehnten jeder Arzt bei einer solchen Diagnose die Entfernung der Gebärmutter empfohlen hätte, werde heute, so Oberärztin Kalantzi, zunächst untersucht, ob die Entfernung der Myome möglich ist, ohne dass die Frau ihren möglichen Kinderwunsch aufgeben muss. In den meisten Fällen gelinge dies. Der Eingriff sei relativ risikoarm und die behandelten Frauen könnten meist nach wenigen Tagen die Klinik verlassen. — Ein großes Thema in der Frauenheilkunde ist natürlich auch der Brustkrebs. Hier ist die Klinik-Fachärztin besonders bei unklaren Befunden gefragt. Üblicherweise erfolgt dann eine nochmalige Untersuchung per Ultraschall.

Der nächste Schritt ist dann eine Stanzbiopsie, eine Probeentnahme von verdächtigem Gewebe, das anschließend von einem Facharzt für Pathologie analysiert wird.

(RP)
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