Jahrestag der Loveparade-Katastrophe Selbsthilfe fordert mehr Geld und Akteneinsicht

Duisburg · Am Dienstag jährt sich die Loveparade-Katastrophe zum zweiten Mal. Angehörige, Verletzte und Duisburger Bürger gedenken der Opfer. Die Loveparade-Selbsthilfe ermahnt Versicherungen und Staatsanwaltschaft: Es geht um Geld und Akteneinsicht.

Mahnwache zum zweiten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe
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Mahnwache zum zweiten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe

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21 Tote und mehr als 500 Verletzte waren am 24. Juli 2010 die traurige Bilanz der Loveparade in Duisburg. An diesem Dienstag, dem zweiten Jahrestag, erinnern die Hinterbliebenen und Verletzten an die erschütternden Ereignisse. Der Ort der Katastrophe ist ein Mahnmal: Hier flackern Kerzen für die Toten. Ihre Namen stehen auf schlichten Holzkreuzen. Fahnen erinnern daran, dass die jungen Leute, die an dem Unglücksort starben, aus vielen Ländern stammen.

Für den Verein Loveparade Selbsthilfe ist der Tag auch ein Datum, um auf die schwierige Lage der Hinterbliebenen hinzuweisen. Es fehlten Geld und Informationen von der Staatsanwaltschaft, die die strafrechtliche Seite aufarbeitet.

Während den Anwälten der 17 Beschuldigten Akteneinsicht gewährt werde, sei das im Fall der Nebenkläger nicht der Fall. "Nur wenn wir diese bisherige Arbeit kennen, können wir - wenn nötig - Anregungen zu weiteren Ermittlungen geben. Wir haben ein Recht, ebenso gut vorbereitet wie die Beschuldigten unsere Rechte wahrzunehmen", heißt es in einer am Samstag verbreiteten Erklärung.

Zufrieden äußerte sich der Selbsthilfeverein über die bisherigen Soforthilfefonds. Die vom Land unmittelbar aufgelegten Fonds hätten hervorragend gearbeitet. Die Mittel seien aber erschöpft. Der Kampf um Entschädigung sei für viele Betroffene schwierig und belastend geworden. Zahlreiche Verletzte und Traumatisierte bräuchten aber Hilfe bei ihrem Weg zurück ins Leben. "Wir bitten Land, Stadt Duisburg und Lopavent sich gegenüber der Axa für eine großzügigere Entschädigungspraxis einzusetzen." Axa ist die Versicherung des damaligen Veranstalters Lopavent.

Betroffene können am Dienstagnachmittag am Ort des Dramas in der Nähe des Duisburger Hauptbahnhofs der Opfer gedenken: Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) wird dort erwartet. Zudem wird für die Hinterbliebenen ein Gottesdienst und eine gemeinsame "Zeit des Erinnerns" in der Duisburger Salvatorkirche vorbereitet, zu der auch Ersthelfer und Einsatzkräfte eingeladen sind. In die Begleitung zum Jahrestag sind 35 Mitarbeitende der Notfallseelsorge eingebunden, darunter sechs Dolmetscher, die Angehörige aus dem Ausland betreuen. Es war der ausdrückliche Wunsch der Verletzten und Hinterbliebenen, in die Innenstadt zu gehen.

"Die Betroffenen dieses Unglücks sind weiterhin ständig mit den Folgen konfrontiert", sagt Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Rheinischen Kirche: Die Angebote sollen helfen, mit Verlusten und Traumafolgen besser leben zu lernen und hilfreiche Kontakte untereinander aufzubauen.

Nach der Trauer am Unglücksort ist am Abend um 20 Uhr eine Gedenkveranstaltung in der Innenstadt geplant. Erstmals wird dabei auch Duisburgs Oberbürgermeister sprechen. Am ersten Jahrestag war der mittlerweile abgewählte Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) unerwünscht gewesen. Er war heftig dafür kritisiert worden, dass er die politische Verantwortung für das Unglück nicht übernehmen wollte.
Sein Nachfolger Sören Link (SPD) ist dagegen willkommen.

(dpa)
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