Duisburg Siegel tritt in Duisburg an

Duisburg · Der Weezer Fluglärm-Gegner Ahmet Siegel will bei der Oberbürgermeister-Wahl in seiner Geburtsstadt Duisburg am 17. Juni als unabhängiger Kandidat antreten. Gestern startete er seinen Ein-Mann-Wahlkampf in Wedau.

 An den Ufern der Sechs-Seen-Platte ist Ahmet Siegel, der in Kevelaer Vorsitzender der "Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm" war, aufgewachsen. Nun will er Duisburgs Oberbürgermeister werden.

An den Ufern der Sechs-Seen-Platte ist Ahmet Siegel, der in Kevelaer Vorsitzender der "Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm" war, aufgewachsen. Nun will er Duisburgs Oberbürgermeister werden.

Foto: Andreas Probst

Die Straße "Im Licht" liegt direkt am Ufer der Sechs-Seen-Platte, mitten in der Wedauer Kupferhütten-Siedlung. Ahmet Siegel (49) ist dort aufgewachsen, viele Nachbarn kennt er bis heute. Am See-Ufer droht Ungemach: Die Anwohner wehren sich wie berichtet dagegen, dass die städtische Immobilientochter ein weiteres Grundstück mit See-Zugang privatisieren will, auf dem die Nachbarn seit 50 Jahren direkt am Wasser grillen und die Badetücher ausbreiten. Siegel kennt sich mit Wutbürgern aus.

Als Vorsitzender der "Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm und Luftverschmutzung" in Kevelaer trieb er die Geschäftsleitung des Airports Weeze über Jahre an den Rand des Wahnsinns; am Ende einigte er sich mit dem Flughafen und überwarf sich mit den Hardlinern in der Aktionsgemeinschaft. "Ich habe dem Flughafen die Genehmigung entzogen und sie ihm wiedergegeben", fasst Siegel das lange juristische Gezerre für sich zusammen. Als Kandidat für die Duisburger OB-Wahl, die durch die Abwahl Adolf Sauerlands (CDU) als Folge der Loveparade-Katastrophe nötig geworden ist, muss Siegel am Montag 370 Unterstützer-Unterschriften im Rathaus abgeben. Gesammelt hat er sie dort, wo die Menschen in Duisburg sauer sind: am See-Ufer in Wedau, vor bedrohten Schrebergärten, am Wambach-See, dessen Nordufer verkauft werden soll, und in der Zinkhütten-Siedlung, die einem riesigen Designer-Outlet weichen soll.

Sein Programm sind die Geschichten, die die Menschen ihm erzählen. Die von dem Krebskranken, der so lange von Amt zu Amt geschickt wurde, bis er mittellos war. Die von dem Lehrer, der trotz Lehrermangel keine Anstellung findet. Und von den Alten in der Zinkhütten-Siedlung, die ihre Wohnungen verlieren sollen. Als der Duisburger SPD-Chef und NRW-Innenminister Ralf Jäger sein Versprechen gebrochen habe, einen unabhängigen OB-Kandidaten zu finden, habe er sich zur Kandidatur entschlossen, sagt Siegel: "Ich bin ja immer Duisburger geblieben."

Ob das am Wahltag reicht? Siegel führt einen Ein-Mann-Wahlkampf. Zum Auftakt am See-Ufer hilft ihm ein Nachbar mit dem Tapeziertisch und den Schnittchen für die Journalisten. Die kommen nicht so zahlreich, aber den Nachbarn gefällt es.

Siegels Frau ist skeptischer. "Die ist da nicht so für", räumt der Kandidat ein, der seinen Wahlkampf aus eigener Tasche bezahlt. Plakate wird es wohl nicht geben, Siegel setzt auf das Internet und Gespräche, Gespräche und noch mal Gespräche. "Die Duisburger müssen sich entscheiden, ob sie einen Parteisoldaten oder einen wirklich unabhängigen Kandidaten wollen", sagt Siegel.

(RP)
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