OB-Kandidat der SPD Sören Link soll Duisburg einen

Duisburg · Der Landtagsabgeordnete ist der Überraschungskandidat der SPD für das Amt des Duisburger Oberbürgermeisters. Die Entscheidung stößt auf Kritik – Link ist erst 35. Und die Aufgabe, als Sauerland-Nachfolger die Gräben in der Stadt zuzuschütten, ist gigantisch. Link gibt sich selbstbewusst.

 Sören Link.

Sören Link.

Foto: Probst, Andreas

Der Landtagsabgeordnete ist der Überraschungskandidat der SPD für das Amt des Duisburger Oberbürgermeisters. Die Entscheidung stößt auf Kritik — Link ist erst 35. Und die Aufgabe, als Sauerland-Nachfolger die Gräben in der Stadt zuzuschütten, ist gigantisch. Link gibt sich selbstbewusst.

Das Ende der rot-grünen Landesregierung passte gestern so gar nicht zu dem Stimmungshoch, in dem sich Sören Link von der SPD seit Montagabend befindet. Da hatte sein Parteichef in Duisburg, Innenminister Ralf Jäger, den schulpolitischen Sprecher der Landtagsfraktion überraschend als Kandidaten seiner Partei für das Amt des Oberbürgermeisters in Duisburg vorgeschlagen. "Das war ein großer Vertrauensbeweis. Und ich habe mich sehr gefreut", sagt der 35 Jahre alte Verwaltungsfachwirt.

Nach der Abwahl von Oberbürgermeister Adolf Sauerland im Februar hatte ein Bündnis aus SPD, Linken, Grünen, FDP und Bürgerinitiativen nach einem gemeinsamen Kandidaten Ausschau gehalten, der für einen Neuanfang stehen kann und Duisburg von der lähmenden Last der Loveparade-Katastrophe befreit. Ein solcher Kandidat fand sich trotz intensiver Suche, vor allem seitens der SPD, nicht.

Nun also Link — die Entscheidung stößt auf Kritik. In den seit der Kandidatenkür am Montag im Internet kursierenden Kommentaren wird bezweifelt, dass der Landtagspolitiker aus dem Nord-Stadtteil Walsum der geeignete Bewerber ist. Zu jung, zu unerfahren, kritisieren die ihm Wohlgesonnenen. Andere überziehen ihn mit Spott und Häme und fühlen sich von der SPD und Parteichef Ralf Jäger getäuscht. Denn der gesuchte OB-Kandidat sollte doch verkrustete Strukturen zerschlagen und durchsetzungsstark im Rathaus aufräumen — so das Anforderungsprofil, in das der SPD-Kandidat aber so gar nicht hineinpasse.

Link selbst stört das wenig. "Für mein Alter kann ich nichts", sagt er. Politische Erfahrung, wenn auch nicht auf kommunaler Ebene, habe er reichlich. Und dass er derjenige ist, der die tiefen politischen Gräben in Duisburg wieder zuschütten könne, davon ist er überzeugt und verweist auf sein Meisterstück, den im Sommer unter seiner Beteiligung erarbeiteten Schulkonsens mit der CDU im Landtag.

Als Oberbürgermeister in seiner Heimatstadt will Sören Link auf seine Kraft zur Integration setzen. Er stehe für eine soziale Politik, die dem immer größer werdenden Unterschied zwischen Arm und Reich entgegenwirke. Er will mehr Bildungsgerechtigkeit und die Bürger an Entscheidungsprozessen unmittelbarer beteiligen. "Leute einzubinden, das ist meine Stärke", sagt er ganz selbstbewusst von sich. In der Verwaltung will er ein Klima des Vertrauens schaffen und die Mitarbeiter stärker in Entscheidungen einbinden. Führungsqualitäten attestiert er sich ebenfalls. Und er ist überzeugt davon, dass es ihm gelingen wird, den Duisburgern wieder Stolz auf ihre Stadt zu vermitteln. Der Schuldenberg, vor dem Duisburg steht, macht ihm keine Angst. Mit Hilfe der Landesförderung und finanzieller Unterstützung durch Bund und EU werde man den schon los, ist er sicher. "Aber gespart werden muss auf jeden Fall."

Die Wochen bis zur Wahl des neuen Stadtoberhaupts will er nutzen, um sich den Duisburgern auch außerhalb seines Landtagswahlkreises im Stadtnorden vorzustellen: "Ich bin zu allen Gesprächen bereit."

Dass Link vergleichsweise offen Einblicke in sein Privatleben zulässt, ist seiner Homepage zu entnehmen: Da zeigt ein Foto ihn an der Seite seiner Freundin Sonja, da verweist er darauf, katholisch zu sein, und dankt seinen Eltern und seiner Familie, "weil sie mir mit so viel Liebe und Einsatz das ermöglicht haben, was man so schön als ,glückliche Kindheit' bezeichnet". Da legt er auch seinen Werdegang vom Kindergartenkind bis zum Abitur am Walsumer Kopernikus-Gymnasium dar, von seinem Politikwissenschaftsstudium an der Uni Duisburg bis zu seiner Ausbildung bei der Düsseldorfer Bezirksregierung, wo er vier Jahre lang arbeitete. Zu seiner Biografie gehören auch der Eintritt in die SPD vor 19 Jahren und sein Juso-Vorsitz in Duisburg sowie das Bekenntnis, Fan von Bruce Springsteen und Herbert Grönemeyer zu sein.

Danach gefragt, warum er sich selbst als Oberbürgermeister sieht, der für einen Neuanfang in Duisburg steht, ist seine Antwort kurz und knapp: "Weil ich bisher nicht ein in der Kommunalpolitik verwurzelter Mann war."

(RP/jco/csi)
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