Duisburg Sogkraft des Uneindeutigen

Duisburg · Die Deutsche Oper am Rhein übernahm ihren dreiteiligen Ballettabend "b.07" endlich in ihr Duisburger Haus. Er besteht aus Werken von Hans van Manen, Regina van Berkel und nicht zuletzt von Ballettdirektor Martin Schläpfer.

 Szene aus dem verrätselt wirkenden Ballett Frozen Echo von Regina van Berkel, das den zweiten Teil von "b.07" bildet. Blickfang ist eine aus 70 Computerbildschirmen bestehende Dinosaurier-Wirbelsäule.

Szene aus dem verrätselt wirkenden Ballett Frozen Echo von Regina van Berkel, das den zweiten Teil von "b.07" bildet. Blickfang ist eine aus 70 Computerbildschirmen bestehende Dinosaurier-Wirbelsäule.

Foto: gert weigelt (dor)

Um es gleich vorweg zu sagen: "b.07" ist einer der besten Ballettabende, die hier unter der Direktion von Martin Schläpfer bislang zu erleben waren. Die Sogkraft des Uneindeutigen, die hier in drei ganz verschiedenen Varianten entwickelt wird, ist ergreifend. Jetzt übernahm die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg diese Produktion endlich in ihr Duisburger Haus.

Perfekte Spiegelsymmetrie

Es beginnt gleich mit einem Meisterwerk: "Compositie" von Hans van Manen, uraufgeführt 1994 beim Holland Festival und einfach berührend in seiner abstrakt-reinen Menschlichkeit. Acht Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich zu dem verträumten "Eros Piano" von John Adams in perfekter Spiegelsymmetrie um zwei quadratische Tische.

Bis sich Julie Thirault und Bogdan Nicula mit einem hinreißenden Pas de deux zu dem Ensemblestück "Madame Press died last week at ninety" von Morton Feldman von der allzu starren Ordnung befreien. Der Clou liegt darin, dass Adams sein kurzes Klavierkonzert 1989 als Hommage an den zwei Jahre zuvor verstorbenen Feldman komponierte.

Eher verrätselt wirkt dann "Frozen Echo" von Regina van Berkel. denn zu der assoziationsreich dräuenden Musik von Theo Verbey lässt sich dem Gewusel nicht viel Beziehungs-Sinn entnehmen.

Es gibt aber auch hier tolle Momente, etwa das Bühnenbild: Der Installationskünstler Dietmar Janeck hat aus 70 Computerbildschirmen ein Gerippe gebaut, das sich in leichtem Bogen über die Bühne schwingt wie die Wirbelsäule eines Dinos - zugleich futuristisch und archaisch. Und der Epilog der Choreographie verdichtet sich zu einem hochpoetischen Nachtstück.

Schließlich zeigt Martin Schläpfer mit seinem Stück "Robert Schumann Tänze", wie man Schumanns so genannte "Rheinische" Sinfonie sinnvoll choreographieren kann. Zumindest in der für Duisburg revidierten Fassung, die nun auf ein Bühnenbild und auffällige Kostüme verzichtet, so dass die starke Musik zu ihrem Recht kommt.

Vorzüglich musiziert

Selbstverständlich wird auch Schumanns Düsseldorfer Dreiecksverhältnis mit Gattin Clara und Protegé Johannes Brahms angedeutet. Jedenfalls geht es ganz großartig um die zeitlose Romantik als Sehnsucht nach der Befreiung aus dem Einheits-Grau des Lebens und nach dem Unendlichen.

Erlebt haben muss man "b.07" auch wegen dem, was dabei erfreulich aus dem Orchestergraben klingt. Die Dirigentin Catherine Rückwardt verzahnt die bestens disponierten Duisburger Philharmoniker und den Pianisten Dirk Wedmann hervorragend mit den Tänzern auf der Bühne.

(hod)
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