Duisburg Spenden, weil es ums Überleben geht

Duisburg · Margret K. aus Friemersheim ist an Leukämie erkrankt. Ihre Hoffnung ist eine Stammzelltransplantation. Ihr Fall hat etwas bewegt: Die Friemersheimer starten eine Typisierungsaktion.

 Ihre Familie und ihr Glauben geben ihr Kraft, sagt Margret K. Ihre Ärzte konnten passende Stammzellspender für sie finden. Das ist ihre Chance auf Lebenszeit. Viele Patienten bekommen diese Chance nicht.

Ihre Familie und ihr Glauben geben ihr Kraft, sagt Margret K. Ihre Ärzte konnten passende Stammzellspender für sie finden. Das ist ihre Chance auf Lebenszeit. Viele Patienten bekommen diese Chance nicht.

Foto: Andreas Probst

Je mehr Menschen sich dabei als mögliche Knochenmarkspender registrieren lassen, desto besser.

Friemersheim Margret K. liebt ihre Familie. Sie will ihre Enkelkinder aufwachsen sehen. "Ich bin ein Mensch, der gerne lebt", beschreibt sie ihre Gefühle. "Man hofft, noch Zeit zu haben. Und man weiß — ohne die Stammzellspende kommt das Ende." Wochenlang musste sie das Warten ertragen.

Jedes Mal, wenn die Tür aufging und ein Arzt in ihr Patientenzimmer kam, hoffte sie, er würde sagen: "Wir haben einen Spender für Sie." Aber sie fragte nie. Sie hätte es nicht ertragen, das "Nein" zu hören.

Vor einem Jahr wurde bei der heute 60-Jährigen Leukämie diagnostiziert. "Ich hatte gar keine Tränen", erinnert sie sich an jenen Tag. "Ich habe nur noch gedacht: Das kann es doch nicht gewesen sein." Eine Stammzelltransplantation ist ihre Hoffnung, die könnte ihr das Leben retten.

Viele warten vergebens

Ihr Fall hat ihr Umfeld aufgerüttelt: Die Friemersheimer machen eine Typisierungsaktion für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei DKMS. Wer sich als möglicher Spender registrieren lassen möchte, ist aufgerufen, am Sonntag, 17. Juli, zwischen 12 und 18 Uhr ins Pfarrzentrum St. Joseph zu kommen und sich in die Datei aufnehmen zu lassen. Denn Margret K. wartete acht Wochen, bis klar war: Es gibt geeignete Spender für sie. Ihre Transplantation steht bald an. Andere aber warten viele Monate, und viele warten vergebens.

Margret K. hat die Patienten vor Augen, die sie während der Monate im Krankenhaus kennengelernt hat. Eine junge türkische Mutter, für die kein passender Spender zu finden war. Und auch eine Frau, die ihr besonders ans Herz wuchs, und die jetzt nicht mehr lebt. "So viele Leute suchen einen Spender", sagt Margret K. — alle voller Angst, Hoffnungen, Lebenswillen und Hilflosigkeit, genau so wie sie: "Ich bin eine von denen, die Glück hatten."

Die Bereitschaft, als gesunder Mensch etwas für Kranke zu tun: "Man denkt nicht darüber nach — erst, wenn man selbst betroffen ist", sagt sie. Sie appelliert an die Menschen, zur Hilfe bereit zu sein: "Dass man irgendwann tatsächlich gebraucht wird, das passiert ja nur ganz selten." Aber wenn es wirklich der Fall ist, "dann geht es ums Überleben".

Was Margret passiert, berührt

Auch Geld hilft, denn die Typisierung jedes einzelnen potenziellen Spenders kostet 50 Euro. Die Friemersheimer Aktiven müssen einen Teil dieser Kosten aufbringen, erzählt Wolfgang Wollenhaupt, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. "Wir haben den ganzen Stadtteil in die Aktion einbezogen", erzählt er: Gruppen, Kaufleute, Schulen, das Bündnis für Familien. In Geschäften stehen Spendendosen, die Forensik hat kostenlos Flugblätter gedruckt. Die Resonanz ist positiv: "Margret ist bekannt in Friemersheim", sagt Wollenhaupt. Sie ist im Ort aufgewachsen. Was ihr passiert, geht den Nachbarn nah. Wollenhaupt: "Man erlebt Solidarität."

(RP/rl)
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