Duisburg Stasi-Opfer berichtet

Duisburg · 1981 versuchte Peter Keup aus der ehemaligen DDR zu fliehen und wurde erwischt. Insgesamt 14 Monate saß er deshalb im Gefängnis. Seine Geschichte erzählte er Schülern des Abtei-Gymnasiums in Hamborn.

Wundersame Geheimwaffen von CIA, Stasi und Co.
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Foto: industrion.nl

Über ein Jahr lang hatte er sich vorbereitet. Getarnt lief er nachts durch den Wald und übte das Schwimmen in der Elbe. Er musste vorsichtig sein, niemand durfte ihn sehen, denn er plante seine Flucht aus der ehemaligen DDR. Er wollte diesen Staat und sein Leben dort hinter sich lassen, um endlich seinem Traum nachzugehen und Tänzer zu werden.

Gespannt hörten die Schüler des Abtei-Gymnasiums in Hamborn gestern zu, als der ehemalige Stasi-Häftling seine Geschichte erzählte. Er war als Zeitzeuge geladen, der Schülern der Jahrgansstufen zehn bis zwölf anderthalb Stunden lang Einblicke in sein Schicksal und die Lebensverhältnisse zu DDR-Zeiten verschaffte und zahlreiche Fragen des interessierten jungen Publikums beantwortete.

Bei der Flucht verhaftet

Der Plan, die DDR über die Donau schwimmend zu verlassen, ging nicht auf, er bekam kein Visum für das Nachbarland Ungarn und versuchte stattdessen mit dem Zug über Tschechien zu fliehen. "Ich kaufte nur eine Hinfahrkarte, den Kontrolleuren kam das verdächtig vor", so Keup. Als dann auch noch Schwimmbrille, Fernglas und D-Mark in seinem Gepäck gefunden wurden, hatte dies zur Folge, dass er eineinhalb Tage ununterbrochen verhört wurde. "Nach 40 Stunden ohne Schlaf und Wasser konnte ich einfach nicht mehr und gab den Fluchtversuch zu." Angst vor Abhörung, Einsamkeit und Isolation prägten die folgende Zeit in Haft.

1958 bei Dresden geboren, verbrachte Peter Keup eine "unbeschwerte" Kindheit in der DDR. Als er seine Leidenschaft fürs Tanzen entdeckte, sah er für sich bald keine Zukunft mehr in der DDR. Zu internationalen Tanzturnieren durfte er nämlich nicht in den Westen reisen und stand unter ständiger Bespitzelung der Staatssicherheit. Er entschloss sich zur Flucht. 1981 wurde er bei dem Versuch verhaftet und der Republikflucht angeklagt. Insgesamt 14 Monate saß er im Gefängnis, ehe er in den Westen abgeschoben wurde.

Was es denn für ein Gefühl gewesen sei, nach über einem Jahr in den Westen entlassen worden zu sein, wollten die Schüler wissen. "Die Grenzüberquerung war der bewegendste Moment in meinem Leben", antwortet Keup, "seitdem bin ich glücklich." In Westdeutschland angekommen, fasste er schnell Fuß, zog nach Essen, holte das Abitur nach, wurde Tanzlehrer und verdrängte seine Erlebnisse. Der Mauerfall 1989 war für ihn persönlich eine "Katastrophe", an die er sich gewöhnen musste. Plötzlich sah er das Gesicht seines Stasi-Vernehmers, der ihn wöchentlich verhörte, überall in der Menschenmenge wieder. Dennoch hat er niemals Hass gegenüber seinen Denunzianten verspürt, er sieht sie viel mehr als "gescheiterte Persönlichkeiten."

Zum Schluss appellierte der ehemalige Häftling an die Schüler, sie sollten es schätzen, in einem freien Land zu leben und sich dies täglich vor Augen halten.

(RP/rl)
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