Duisburg Tapetenwechsel im Museum

Duisburg · Ein Behelfsheim aus Rahm wird im Freilichtmuseum Kommern wieder aufgebaut. Die zahlreichen, übereinander geklebten Tapeten geben einen Aufschluss über die Wohngewohnheiten der Duisburger über Jahrzehnte hinweg.

Ein Häuschen aus Duisburg hat eine lange Reise angetreten. Genau 137 Kilometer oder eine Stunde und 24 Minuten mit dem Auto sind es von Duisburg bis zum Freilichtmuseum Kommern.

Dort soll ab 2011 eines der einstigen Behelfsheime, die an der Straße Reiserpfad in Rahm standen, wieder aufgebaut werden. Denn für die Historiker des Freilichtmuseums Kommern bietet es einen spannenden Einblick in einfachste Wohnformen.

Das Häuschen war für die Historiker des Freilichtmuseums aufgrund der Vielzahl von übereinander geklebten Tapeten besonders interessant. Denn offensichtlich sind dort seit dem Erstbezug die Tapeten immer wieder übereinander gekleister und nie abgerissen worden. Die sich dadurch ergebene Zeitreise durch den deutschen Tapetengeschmack wollen die Techniker des Freihlichtsmuseums jetzt wieder sichtbar machen.

Das hölzerne Haus stammt aus dem Jahr 1944. Damals fehlte vielen Duisburgern nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg Wohnraum. Aus diesem Grund handelte die Kommune und gab die Behelfsheime in Auftrag. Schon in dieser Zeit wurde in Fertigbauweise in einer Fabrik produziert. Bis zum Abriss im Winter 2008 /Frühjahr 2009 waren noch einige der Häuser bewohnt. Dann gingen die letzten Mieter. Die Wandverschönerungen blieben — und damit auch ein Querschnitt durch die Geschichte und die Geschichten der Mieter.

Die Wände des "geretteten" Gebäudes bestehen aus dünnen Holzbetonplatten, die später gegen Witterungseinflüsse verputzt wurden. Die fehlende Isolierung lasse das Leben in diesen "Schlichtbauten" aus heutiger Sicht nicht gerade als komfortabel erscheinen, so die Museumsmitarbeiter. Im Winter sei es zu kalt, im Sommer zu heiß gewesen.

Doch zeige das Gebäude eindrücklich, wie das Leben nach Kriegsende bis in die 1970er Jahre in Duisburg funktioniert habe. Deswegen wird das Behelfsheim Teil einer neuen Baugruppe, in der nach Aussagen von Museumsleiter Dr. Josef Mangold, "die Zeit zwischen 1945 bis 1980 aufgezeigt wird. Das Haus war für uns ein regelrechter Glücksfall, da es seit 1950 von denselben Mietern bewohnt wurde und nichts an der Bausubstanz verändert wurde".

Doch bis das Haus öffentlich gezeigt wird, gibt es für die Mitarbeiter des Museums noch viel zu tun, berichtet der dortige Norbert Dresken. "Wir haben eine schwierige Aufgabe vor uns, da es relativ kompliziert wird, das Haus wieder zusammenzusetzen. Auch die Tapeten müssen aufgearbeitet und richtig konserviert werden." Zudem, so Mangold, müsse die Statik des Hauses gewährleistet werden.

(RP)
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