Behinderten-Werkstatt Duisburg Weg von den Vorurteilen
Duisburg · Das Leben der körperlich und geistig behinderten Menschen ist für den Durchschnittsbürger noch immer ein unerforschtes Terrain. Behinderten-Werkstätten sind teils unbekannt, Klischées aber allgegenwärtig. Dabei verläuft die Eingliederung alles andere als schleppend.
"Davon haben nur wenige gehört, das ist für die meisten ein fremdes Thema", sagt Petra Kloster, Lehrerin an der Christy-Brown-Schule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Die Rede ist von den Behinderten-Werkstätten — mehrere Hundert Einrichtungen sind in ganz Deutschland verteilt.
Die Bildung der körperlich und geistig Behinderten hört nämlich mit der Beendigung der Förderschule keineswegs auf. In den "Werkstätten" werden nach dem Schulbschluss Kompetenzen, seien es soziale oder handwerkliche, entdeckt und gefördert. Ein Auswahlverfahren für die Aufnahme gibt es nicht. In kleinen Gruppen werden selbst stark behinderte junge Erwachsene nicht außen vor gelassen, im Notfall werden diese in einfachen Gebieten, wie der Verpackungsmontage eingesetzt.
Einstieg in die Berufswelt möglich
Die Werkstatt ist aber nicht das Ende des Wegs: Sofern sich bei den Teilnehmern ein gewisses Talent herausstellen sollte, besteht die Chance, dass sie in ein so genanntes "Außenprojekt" eingebunden werden. "Viele Menschen denken noch in Vorurteilen. Die Werkstatt-Teilnehmer schrauben keine Kugelschreiber zusammen. Die Aufgaben sind teilweise sehr anspruchsvoll", erklärt die Projektleiterin der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung, Sarah Güttler.
Damit werden die Teilnehmer auf das Leben nach der Werkstatt vorbereitet. Ob in Geschäften, wie das "Ars Vivendi", oder Betrieben, wie eine Schreinerei — die Auswahl an Einrichtungen, in denen die Werkstatt-Absolventen ihr Können unter Beweis stellen können, ist groß. "Wir hoffen natürlich immer, dass die Absolventen so gut vorbereitet sind, dass sie den Sprung in die "normale" Welt schaffen. Das klappt natürlich nicht immer, aber unsere Erfolgsquote ist hoch", sagt Güttler. Rund fünf Prozent schaffen den Absprung — Inklusion in Reinform.
Keiner verliert
Eine klassische Win-Win-Situation hat sich somit in der Zeit entwickelt: Die behinderten Menschen haben die Möglichkeit in die Berufswelt einzusteigen und die Behinderten-Werkstätte verdienen dank der fleißigen Mitarbeit der Absolventen bares Geld. Nichtsdestotrotz stellt Güttler klar, dass "zunächst die Förderung im Fokus" stünde — erst dann der wirtschaftliche Erfolg.