Duisburg Weiter Widerstand gegen FOC

Duisburg · Im Endausbau 140 Shops, eine Investition von 125 Millionen Euro, Millionen Besucher jährlich, bis zu 800 neue Jobs – das "Douvil" hat es in sich. Doch der Widerstand betroffener Mieter ist ungebrochen und formiert sich neu.

 "Kein Abriss wegen Outlet", steht auf dem Plakat, das von einem Balkon herabhängt. Horst Niewrzol (im Fahrraddress) und Helmut Mattern wohnen auch in der Siedlung, die abgerissen werden soll.

"Kein Abriss wegen Outlet", steht auf dem Plakat, das von einem Balkon herabhängt. Horst Niewrzol (im Fahrraddress) und Helmut Mattern wohnen auch in der Siedlung, die abgerissen werden soll.

Foto: Andreas Probst

Im Endausbau 140 Shops, eine Investition von 125 Millionen Euro, Millionen Besucher jährlich, bis zu 800 neue Jobs — das "Douvil" hat es in sich. Doch der Widerstand betroffener Mieter ist ungebrochen und formiert sich neu.

Die Volksseele kocht. Zumindest, wenn man mit den Bewohnern der Zinkhüttensiedlung in Marxloh spricht, kann man sich dieses Eindrucks nur schwerlich erwehren. Die rund 600 Mieter in etwa 300 Wohnungen der ehemaligen Thyssen-Arbeitersiedlung sollen ihre Wohnungen räumen, damit ihre Häuser Parkplätzen und Grünanlagen für das geplante Factory Outlet Center namens "Douvil" weichen können.

Jetzt trafen sich die Mitglieder der "Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz" in der Marxloher Kreuzeskirche. Außerdem hatte sich die Bürgerinitiative mit dem DBV (Duisburger Bau- und Verwahltungsgesellschaft) -Aufsichtsratsmitglied Karlheinz Hagenbuck und Alt-Oberbürgermeister Josef Krings zwei prominente Fürsprecher eingeladen. Krings kam nicht selbst, ließ der Versammlung jedoch über seinen Freund Prof. Roland Günther, dem Vorsitzenden des Werkbundes und Mitautor des "Duisburger Manifestes", Grüße ausrichten und versicherte den Mietern auf diesem Wege seine Unterstützung.

Günther appellierte vor allem an die Solidarität der Anwohner untereinander. Er versicherte ihnen, dass die Wohnungseigentumsgesellschaft Immeo keine rechtliche Handhabe habe, sie aus ihren Wohnungen zu vertreiben. Darüber hinaus beschrieb er das Geschäftsgebaren der Immobiliengruppe als "widerlich". "Es kann nicht sein, dass die Leute von Immeo an eure Türen klopfen und euch mit Lügen und falschen Bedrohungen zum Auszug zwingen wollen. Lasst so etwas nicht mit euch machen. Wehrt euch!", sagte er.

In der nächsten Zeit sei ein Gespräch mit dem Thyssen-Vorstand anberaumt, so Günther weiter, bei dem er gemeinsam mit Josef Krings auf die Situation der Leute im Zinkhüttenviertel aufmerksam machen wolle. "Da sollen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden, die dem Unternehmen Thyssen einen großen Teil ihres Lebens gewidmet haben. Wenn der Thyssenvorstand nur den Hauch eines Gewissens hat, wird er Immeo noch einmal ins Gewissen reden."

Der Stahlkonzern hatte dem Immobilienunternehmen das Grundstück verkauft, auf dem das neue Outletcenter entstehen soll. Karlheinz Hagenbuck bezeichnete die Bürgerinitiative als eine Gruppe von Menschen, die sich "rücksichtslosen Immobilienhaien" entgegenstelle. Außerdem warf er der Stadtführung vor, dass der Abriss der Rhein-Ruhr Halle absichtlich forciert worden sei. Die Halle sei noch bei weitem nicht so baufällig gewesen wie dargestellt.

Die Immeo verweist darauf, dass rund 50 Prozent der Mieter erst nach dem Jahr 2000 eingezogen sind. Allen Mietern könne man geeignete Ausweichangebote machen.

Die Proteste gegen das Factory Outlet sind aber trotzdem noch lange nicht verstummt. Neben der Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz hatte auch Theo Steegmann von der Initiative "Neuanfang Duisburg" angekündigt, sich hier künftig mehr zu engagieren. GFW-Chef Ralf Meurer erklärte kürzlich, nur mit noch mehr Transparenz könne man die Bürger künftig von derartigen Vorhaben noch überzeugen.

(th)
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