Duisburg Wikipedia-Gründer über kostenfreie Informationen

Duisburg · Zum 500. Geburtstag von Gerhard Mercator hatte die Stiftung Mercator den Gründer der Online-Enzyklopädie Wikipedia in die ganz gefüllte Salvatorkirche eingeladen. Der prominente Gastredner überzeugte.

Weil Gerhard Mercator heute sicher das Internet nutzen würde, lud die Stiftung Mercator den Gründer von Wikipedia ein: Jimmy Wales (2.v.r.)

Weil Gerhard Mercator heute sicher das Internet nutzen würde, lud die Stiftung Mercator den Gründer von Wikipedia ein: Jimmy Wales (2.v.r.)

Foto: Ralf Hohl

Würde der große Weltbeschreiber Gerhard Mercator heute leben, würde er wahrscheinlich sehr intensiv das Internet nutzen. Die Stiftung Mercator sieht es außerdem so: "Der Kartograph und Kosmograph Gerhard Mercator steht für die Verbindung von globalem Denken, wissenschaftlicher Präzision und unternehmerischem Handeln."

Da passte es sehr gut, dass die einst von einer Duisburger Unternehmerfamilie gegründete Stiftung zum 500. Geburtstag ihres Namenspatrons in die Salvatorkirche — wo Mercator begraben wurde — den Gründer der Online-Enzyklopädie Wikipedia geladen hatte.

Jimmy Wales hielt hier die fünfte "Mercator Lecture" und wurde hernach noch interviewt von Michael Naumann, Chefredakteur der Zeitschrift "Cicero". Der prominente Gast erwies sich als kluger, aber unprätentiöser und dadurch überzeugender Geist. Die Idee zu Wikipedia kam Jimmy Wales schon in seiner Zwergschule, die von seiner Mutter und Großmutter betrieben wurde und vier Schüler hatte.

Das Ziel dabei ist, das gesamte Wissen der Menschheit jedem Menschen zur Verfügung zur stellen, und das sowohl kostenfrei als auch neutral. Konsens ist dabei ein Grundsatz, das heißt, die Informationen sollen so in allen Aspekten präsentiert werden, dass möglichst alle dem zustimmen können. Genau wie schon immer in der Wissenschaft wird der Wissensstand dabei kontinuierlich weiter entwickelt.

Auch zu heiklen Fragen nahm Jimmy Wales souverän Stellung. Zum Thema Zensur nannte er als Beispiel China, wo Wikipedia inzwischen im Prinzip frei zugänglich sei — ausgenommen die dort verbotenen Themen wie Liu Xiaobo und Ai Weiwei oder Tibet und Taiwan.

Er betonte die Bedeutung des Urheberrechts auch für Wikipedia ("wir schreiben alles selbst"), allerdings müsse man dafür neue Lösungen finden, denn das Kopieren sei nun mal nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Anders als Facebook oder Google verwende Wikipedia die Daten seiner Nutzer nur dazu, um Statistiken zu erheben. Interessant übrigens, dass Wikipedia zwar ein Unternehmen ist, aber von der gemeinnützigen Stiftung Wikimedia getragen wird. Werbung wird es vorerst nicht geben.

Wikipedia enthält derzeit 20 Millionen Artikel in 270 Sprachen, von denen Deutsch die nach Englisch zweithäufigste ist, viele Sprachen sind noch unterrepräsentiert. Von den 460 Millionen Besuchern sind 87 Prozent männlich, sie sind durchschnittlich 26 Jahre alt und darunter sind doppelt so viele Promovierte wie im Durchschnitt der Bevökerung.

(hod)
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