Duisburg Zweifelhafter Umgang mit den Investoren

Duisburg · Wenn Kurt Krieger am 5. Oktober in einer Halle der Messe in München vor einer riesigen LED-Leinwand sein Modell von der Duisburger Freiheit präsentiert, darf er sich der Aufmerksamkeit der Fachwelt sicher sein.

Der bundesweit bekannte Unternehmer, der hier viele Millionen in einen Bürostandort und ein Möbelzentrum investieren will, muss in Duisburg dagegen einen geteilten Eindruck von der Wertschätzung haben, die man ihm entgegenbringt. Das gilt auch für das Engagement der lokalen Politik gegenüber seinem Vorhaben.

Jemand, der eine riesige Brachfläche revitalisieren will und damit auch die Stadtentwicklung mit vorantreibt, darf ein gewisses Entgegenkommen von Politik und Verwaltung erwarten. Wenn Kurt Krieger das im Falle von Duisburg bemängelt, wäre das nicht überraschend.

Die Einwände von IHK, Einzelhandelsverband und Citymanagement sind sicher nicht unberechtigt. Das Bekanntwerden der Pläne der Ostermann-Gruppe für ein eigenes Möbelhaus auf dem Zeus-Gelände ist zumindest unglücklich.

Die Anliegen der Angehörigen für eine Gedenkstätte am Karl-Lehr-Tunnel sind ebenso nachvollziehbar. Was fehlt, sind klare Signale: Was wollen die Duisburger eigentlich? Stehen sie wirklich hinter dem Vorhaben? Viele Lippenbekenntnisse und das in Duisburg leider übliche Parteiengezänk inklusive allzu großer Rücksichtnahme auf Koalitionspartner verhindern derartig klare Signale.

Sowohl in den politischen Gremien als auch in der öffentlichen medialen Diskussion tritt das eigentliche Vorhaben völlig hinter dem unwürdigen Gezerre um eine Gedenkstätte an der Rampe in den Hintergrund — etwa so, als sei Krieger nur nach Duisburg gekommen, um hier einen Ort des Gedenkens und der Trauer zu errichten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Krieger das Grundstück gekauft hatte, bevor dort die Loveparade stattfand. Zurzeit wird im Gespräch aller Beteiligten um einen Kompromiss für die Gedenkstätte am Schauplatz der Katastrophe gerungen. Das ist gut und richtig so.

Umstrittener Stadtdirektor

Ein Investor muss aber auch die Möglichkeit haben, gleichzeitig sein Vorhaben voranzutreiben. Dass ausgerechnet Stadtdirektor Dr. Peter Greulich diese Gespräche auf Seiten der Stadt führt, ist spätestens seit seinem umstrittenen Brief in Sachen Gedenkfeier an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nicht gerade glücklich. Die Tatsache, dass mit Planungsdezernent Jürgen Dressler, Amtsleiter Martin Linne und Experte Christoph Hölters gleich drei führende Köpfe das Dezernat verließen, erzeugte ein fachspezifisches Kompetenzvakuum im Dezernat.

Es reicht aber für Investoren wie Krieger, Ostermann oder Multi Development nicht, mit Fachleuten aus der Bauverwaltung zu sprechen. Es fehlt an einer entschlussfreudigen, mit Kompetenzen ausgestatteten Persönlichkeit unterhalb der Stadtspitze, die klare Aussagen treffen kann. Auf Dauer kann Greulich den Posten als Planungsdezernent nicht ausreichend ausfüllen. Er gilt inzwischen als umstrittene Figur, und aus seiner eigenen grünen Partei kommen zurzeit wohl mehr Heckenschützen als Rückhaltgeber.

Es fehlt die klare Linie

Die viel gescholtene Verwaltung ist nicht das Problem: Sie führt das aus, was die Politik vorgibt. Wenn die Politik aber keine klare Linie vorgibt, eiert auch die Verwaltung herum. Kurt Krieger ist dabei nur ein exemplarisches Beispiel. Ralf Ostermann oder Roger Sevenheck von der German Development Group, die wie berichtet ein Factory Outlet Center in Marxloh errichten will, gehören ebenfalls in diese Kategorie.

Da ist es gut, dass es mit Axel Funke von Multi Development wenigstens einen ausgesprochenen Duisburg-Fan gibt, der über die vielen Unzulänglichkeiten hinweg sieht und nach dem Forum auch die Königsgalerie, das Stadtfenster und die eigenen Hauptverwaltung an der Mercatorstraße unbeirrt vorantreibt.

(RP/rl)
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