Sportpolitik Die vielen Nöte der "kleinen" Vereine

Sportpolitik · Mehr als 160 Gäste nutzten beim Sportforum der SPD die Gelegenheit, sportpolitische Themen zu diskutieren.

 Über 160 Gäste kamen zum Sportforum der SPD. Rainer Bischoff (rechts) und Oberbürgermeister Sören Link begrüßten die Vertreter der Vereine.

Über 160 Gäste kamen zum Sportforum der SPD. Rainer Bischoff (rechts) und Oberbürgermeister Sören Link begrüßten die Vertreter der Vereine.

Foto: andreas probst

Im Fokus standen die Zuschüsse, die Energie- und Hallennutzungskosten sowie die Zukunft des Schwimmstadions, dessen bauliche Mängel eine Nutzung derzeit unmöglich machen.

Für Oberbürgermeister Sören Link trägt Duisburg den Namen "Sportstadt" nach wie vor zu Recht. Beim SPD-Sportforum diskutierte er am Mittwochabend mit 160 Vertretern aus Vereinen und Verbänden an der Vereinsanlage des Amateur-Schwimmclubs Duisburg über die Zukunft des Sports in der Stadt.

Insbesondere die Infrastruktur habe man den veränderten Bedürfnissen der Gesellschaft durch den Bau von Bolzplätzen, Jogging- und Radfahrstrecken angepasst. "Dieser zeitgemäßen Entwicklung muss der Sport in Duisburg auch nach wie vor offen gegenüberstehen", mahnte Link. Dies erfordere eine Auseinandersetzung mit den Vereinen "ohne Scheuklappen" und eine "enge Verzahnung mit städteplanerischer Arbeiten".

Sein Ziel ist ein nahtloser Anschluss an "Duisburg 2027" für eine optimale Ausschöpfung der Entwicklungsmaßnahmen. "Niemand ist mit einem Etatanteil von 1,75 Prozent (Anm. d. Red.: knapp 20 Millionen Euro) für den Sport im städtischen Haushalt zufrieden, aber wir müssen das Beste daraus machen und gemeinsam entscheiden, wie wir mit den begrenzten Mitteln umgehen", sagte Link.

Der Ort des Zusammentreffens hätte nicht besser gewählt werden können. Während es drinnen kaum noch freie Plätze gab, wurde draußen fleißig für die Ruder-Regatta aufgebaut. Eine Symbiose aus Sport und Kultur, wie man sie sich angesichts "neidischer Blicke" einiger Vereinsvertreter auf den Kulturetat — so Link — nicht besser wünschen könnte. "Wir sind uns doch einig, dass beide Bereiche chronisch unterfinanziert sind", wiegelte Link eine darauf gerichtete Spitze eines Vereinsvertreters ab, der die Gelegenheit nutzte, die fehlenden Zuschüsse für die "kleinen" Vereine in Zeiten enorm wachsender Energiekosten zu beklagen und sich für die Allgemeinheit wünschte, dass DuisburgSport durch die Politik mit mehr finanziellen Mitteln für dieses gewiss wichtige Thema ausgestattet werden sollte. "Es ist natürlich verführerisch, auf den Etat eines anderen zu schielen", entgegnete Link. "Wenn es einem selbst schlecht geht, aber dazu sollten wir uns nicht verführen lassen".

Der Vertreter hatte angedeutet, dass im Kulturbereich weniger starke Einschnitte geplant seien, als im Sport, weil die Kultur eine stärkere Lobby hätte. Im Anschluss an Links, nach eigener Einschätzung "sehr ausführlichen und in Teilen sehr technischen Rede", waren die zukünftigen Hallennutzungsgebühren dann auch das erste, worüber die Vereine von ihrem neuen Oberbürgermeister Auskunft wollten.

Die Antwort, ob diese, nach der deutlichen Erhöhung im letzten Jahr, nun stabil bleiben, blieb das Plenum um Link allerdings schuldig. Dafür "umschmeichelte" Link (wie einige Anwesende empfanden) die Vertreter mit der Idee einer neuen Anerkennungskultur für die vielen Ehrenamtlichen aus der zweiten Reihe. Veranstaltungen für "die erste Reihe" gebe es genug, doch man müsse Konzepte entwickeln, den etlichen Heldern im Hintergrund eine irgendwie geartete Anerkennung zu Teil werden zu lassen. "Ich denke da an ein jährliches Treffen oder Fest", warf Link einen Ball ins Feld, den jedoch an diesem Abend niemand zurückwarf.

Franz Hering, Vorsitzender des Stadtsportbundes, rief auf "nicht am Sport, sondern mit dem Sport zu sparen" und traf damit den gleichen Punkt des sportpolitischen Sprechers der Ratsfraktion, Werner von Häfen, der den Sport als "sozialpolitische Aufgabe" definierte.

"Pfusch am Bau"

Neben einigen sanierungsbedürftigen Turnhallen ist die größte "Baustelle" derzeit aber wohl das kaputte Schwimmstadion, dessen Schäden eine Nutzung durch die Wasserball-Bundesligisten ASCD und DSV 98 unmöglich machen — und das auf Monate, wie Jürgen Dietz bestätigte. Die jährliche Grundreinigung förderte erhebliche Mängel zu Tage. Ein Gutachter prüft derzeit die Höhe des Schadens und die Schuldfrage. "Inzwischen reden wir vom Pfusch am Bau", fügte Dietz an. Der Schaden belaufe sich auf 100 000 bis 150 000 Euro und sorge dafür, dass ein Drittel der Trainingszeit (darunter fällt auch der Schulsport) wegfalle.

Susanne Becker vom DSV 98 fragte nach, ob abzusehen sei, wann die Bundesligisten wieder trainieren können. Eine konkrete Antwort konnte Karl-Heinz Dinter, Vorsitzender der Fachschaft Schwimmen, nicht geben. "Derzeit gehen wir davon aus, dass im Winter keine Beckennutzung möglich sein wird." Am Mittwoch treffen sich die betroffenen Vereine, um Ausweichmöglichkeiten festzulegen. Das heißt: In den Hallenbädern am Töppersee und in Neudorf sowie im Allwetterbad Walsum müssen alle Wassersportler künftig eng zusammenrücken.

(son)
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