Isselburg Ärger über wenig hilfreichen Notdienst

Isselburg · Nadine Celinger versuchte am Sonntag, einen Arzt zu finden, weil sie große Schmerzen im Ohr hatte. Früh morgens machte sie sich auf die Suche nach dem Notdienst. Sie hatte das Gefühl, nur vertröstet zu werden.

 Nadine Celinger mit dem Antibiotikum, das ihr am Montag dann ihre Hausärztin verschrieb. Am Wochenende hatte sie vergeblich versucht, Hilfe beim Notdienst zu bekommen.

Nadine Celinger mit dem Antibiotikum, das ihr am Montag dann ihre Hausärztin verschrieb. Am Wochenende hatte sie vergeblich versucht, Hilfe beim Notdienst zu bekommen.

Foto: Markus van Offern

Es war ein Wochenende, das Nadine Celinger so schnell nicht vergessen wird. Am letzten Sonntag wurde sie gegen sechs Uhr morgens von extrem starken Ohrenschmerzen geweckt. Sie hatte Schluckbeschwerden, Druck auf dem rechten Ohr, hörte kaum noch was und fühlte sich schlapp und schwindlig. Da ihr Mann bei den Kindern bleiben musste, fuhr sie alleine zum Bocholter Krankenhaus, wo der Pförtner sie direkt zur Notfallambulanz schickte.

Dort kam, nachdem sie geklingelt und eine Weile auf dem Flur gewartet hatte, eine Krankenschwester, die ihr mitteilte, sie müsse den ärztlichen Notdienst anrufen, man sei nicht für die zuständig (Tel.:116117). Vorher erwähnte die Krankenschwester noch, dass am Tag zuvor ein Hals-, Nasen- und Ohrenarzt in Gronau Dienst hatte. Da Nadine Celinger sich nicht in der Lage fühlte, bis nach Gronau zu fahren, fragte sie den Pförtner nach der Notfallpraxis. Der teilte ihr mit, dass diese Praxis auch im Krankenhaus sei. Sie sei zwar ab 8 Uhr geöffnet, ein Arzt aber erst ab 10 Uhr anwesend. Vorher sei nur eine Sprechstundenhilfe da.

Da es noch nicht 8 Uhr war, rief Nadine Celinger vom Parkplatz des Krankenhauses die allgemeine Notdienstnummer an. Sie wurde weitergeleitet an eine Praxis, dort allerdings lief nur ein Tonband, es war noch niemand da um 7.30 Uhr. Um 8.30 Uhr probierte sie es von Zuhause aus noch einmal — wieder landete sie nur in einer Warteschleife.

Mit Schmerztabletten überstand sie den Tag, bis sie Montagmorgen zu ihrer Hausärztin gehen konnte. Auch diese wunderte sich darüber, dass nicht einmal ein Arzt der Patientin ins Ohr geschaut hat, um eine genaue Diagnose zu stellen. Die Ärztin stellte übrigens eine Mittelohrentzündung fest und verschrieb der Frau Antibiotika.

Tobias Rodig, Leiter der Pressabteilung im Klinikverbund Westmünsterland, zu dem auch Bocholt gehört, bedauert den Vorfall. "Es tut uns leid, wenn die Patientin den Eindruck hatte, sie würde von einer Ecke zur nächsten geschickt und keiner wolle sich um sich kümmern." Das sei natürlich nicht der Fall. Vielmehr ist es so, dass die Notfallambulanz im Krankenhaus nur für wirkliche Notfälle zuständig sei. Bei einer Mittelohrentzündung handle es sich dagegen um einen typischen Fall für den ärztlichen Notdienst. Der ist zentral am Bocholter Krankenhaus angesiedelt.

"Der ärztliche Notdienst ist aber nur Mieter bei uns, wir haben direkt nichts damit zu tun", sagt Rodig. Viele Patienten wüssten das nicht und hätten daher den Eindruck, dass sie nur vertröstet und zur nächsten Stelle geschickt werden. Es sei richtig, dass der ärztliche Notdienst nur zu gewissen Zeiten vor Ort sei. "Das hat die Kassenärztliche Vereinigung mit ihren Ärzten selbst geregelt", sagt Rodig, der betont, dass das Krankenhaus natürlich helfe, wenn ein akuter Notfall vorliege.

(RP/rl)
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