Emmerich Aus für "Bunten Nachmittag" der kfd

Emmerich · Es ist das Ende einer Institution. Nach fast 60 Jahren gibt die Frauengemeinschaft Sankt Martini ihre Veranstaltung auf.

 Christiane Berndsen, hier in einer Szene als betagte Hausfrau am Küchentisch. Die Spielergruppe der kfd will bei anderen Gelegenheiten auftreten.

Christiane Berndsen, hier in einer Szene als betagte Hausfrau am Küchentisch. Die Spielergruppe der kfd will bei anderen Gelegenheiten auftreten.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Sketche, Mundartbeiträge, Gesang und Tanz: Hunderte Besucher waren davon Jahr für Jahr im Saal Hebben begeistert. Damit ist es jetzt vorbei. Grund sind Gema-Gebühren, Brandschutzauflagen, Rauchverbot, aber auch wachsende organisatorische Schwierigkeiten und Nachwuchsmangel. Schon in diesem Jahr findet die Veranstaltung nicht mehr statt.

Es gab nicht ein einziges, gewichtiges Problem, der dem Bunten Nachmittag der kfd Sankt Martini das Genick gebrochen hätte, stellt Christiane Berndsen klar. Sie ist die Leiterin der Spielergruppe, die für das Bühnenprogramm da war. "Es waren viele kleine Dinge, die sich gehäuft haben", sagt sie.

Die neuen Gema-Gebüren machten den Nachmittag teurer als zuvor. Vorgaben zum Brandschutz irritierten: "Jacken müssen alle an der Garderobe abgegeben werden", erzählt Christiane Berndsen. Das sei einfach ungemütlich: "Die Leute warten schon eine halbe Stunde vor der Tür, dann wollen sie rein, aber sollen erst mal alle ihre Jacken abgeben — das ist den älteren Leuten schwer zu vermitteln."

Auch das Rauchverbot verdirbt den Spaß: "Manche können nicht so gut aufs Rauchen verzichten, sie gehen zwischendurch raus, und das stört bei den Vorträgen."

Der Bunte Nachmittag war immer beliebt. Dennoch mussten die Organisatorinnen bemerken, dass die Besucherzahlen peu a peu zurückgingen. Und auch, wenn am Ende immer noch Jahr für Jahr etwa 200 Gäste zusammenkamen: Der Kartenverkauf verlief schleppender. Manchmal gab es Sorge, ob die Kosten gedeckt würden.

Zudem gab es Nachwuchssorgen. "Uns fehlen einfach die Leute, die alles organisieren": Kaffee kochen, Kuchen ordern, den Saal Hebben mit Tischen und Stühlen einräumen, dekorieren, nachher alles wieder besenrein hinterlassen.

Irgendwann zogen die Frauen alles in Betracht und kamen zu dem Schluss: "Es ist den ganzen Aufwand nicht mehr wert." Sie hätten es sich damit nicht leicht gemacht, versicherte Christiane Berndsen. "Wir haben das schweren Herzens entschieden. Es ist schade, es tut uns schon sehr leid."

Auch das Publikum wird das so sehen. Seit beinahe 60 Jahren gehörte der Bunte Nachmittag für viele Emmericher dazu. Anfangs lief er noch unter dem Titel "Müttercafé": Männer durften nicht rein, und der Termin war immer der Buß- und Bettag. "Die Frauen wussten: Das war ein Standardtermin", erzählt Christiane Berndsen. In den Anfängen kamen 350 Besucherinnen, "der Saal platzte aus allen Nähten". Später durften sich auch Männer dazugesellen, fester Termin wurde der erste Sonntag im November.

Die zwölfköpfige Spielergruppe gibt die Bühne nicht ganz auf. Es werde Chancen für Auftritte geben, etwa bei Seniorennachmittagen. Aber, sagt Christiane Berndsen: "Ich glaube nicht, dass der Bunte Nachmittag noch mal auflebt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort