Emmerich Center-Sprayer erwischt

Emmerich · Zwei 14-Jährige haben die Einfahrt zum Parkhaus "geschmückt" und sind erwischt worden. Jetzt müssen sie die Wand auf eigene Kosten neu streichen. Der RP erklären sie, was sie überhaupt zu diesem Unfug treibt.

Es geht darum, etwas Bleibendes dazulassen. Und um den Reiz des Verbotenen. "Man will sich der Welt mitteilen", sagt Timo*. "Manche Bilder sind Grüße — das ist ein Code. Manchmal macht man es aus Frust." Ihm selbst mache das Sprayen Spaß, aber auch "das Adrenalin". "Die Angst, erwischt zu werden", ergänzt Martin*.

Immer wieder hat es in der Vergangenheit Ärger mit Graffiti im Parkhaus am Rheincenter gegeben. Jetzt gibt es die Kameraüberwachung, und prompt hat es zwei junge Täter erwischt. Timo* und Martin*, beide 14 Jahre alt, verzierten die Wand an der Parkhausauffahrt mit buntem Schriftzug und Schlängellinien — um halb zehn Uhr morgens, in einer Freistunde.

Bewusst keine Anzeige

Parkhausbetreiber Okan Oynak hat Konsequenzen eingeleitet. Gestern traf er sich mit den beiden Jugendlichen und schloss einen Handel: Er wird auf eine Anzeige verzichten, wenn sie die Wand auf ihre Kosten frisch weiß streichen. Das wollen sie tun.

Und sie erklären, dass ein bestimmtes Zeichen, das in der Vergangenheit immer wieder an den Rheincenter-Wänden aufgetaucht ist — charakteristische, lange Linien — keineswegs ein Hinweis auf einen einzelnen Serien-Graffiti-Sprayer sei. Die Linien schienen eine Art Markenzeichen zu sein. Tatsächlich, meint Martin* offen, "machen das viele so. Damit es einfach mehr ist, was man kaputt macht".

Oynak hat sich wohlüberlegt dagegen entschieden, die übliche Strafverfolgung einzuleiten: "Das führt doch zu nichts außer Frust. Wir wollen, das sie sich ihrer Verantwortung bewusst werden."

Timo* und Martin* werden jetzt erst einmal den angerichteten Schaden wieder ausbügeln. Und sie denken darüber nach, sich an dem geplanten Graffiti-Wettbewerb im Rheincenter zu beteiligen. Es hätte Vorteile: "Man hat freie Flächen, mehr Zeit, da kann man sich mal richtig Mühe geben."

Der Fall ist angesichts der Diskussion um Videoüberwachungen an öffentlichen Plätzen interessant. Die beiden Jungs waren auf den Aufnahmen so deutlich zu sehen, dass sie rasch erkannt wurden und ihre Täterschaft direkt zugaben. "Die Situation hat sich hier sehr verbessert", meint Irene Betger, Geschäftsführerin der Parkhaus-Betreiberfirma Reinigungsservice Kleverland. Es werde so gut wie gar kein Müll mehr wild abgeladen, die Graffiti-Attacke war die erste seit der Installation der Kameras, sonstige Sachbeschädigungen habe es nicht mehr gegeben. Gestört fühlten sich die Kunden von der Überwachung wohl nicht: "Ich glaube, sie nehmen sie gar nicht wahr."

* Beide Namen von der Redaktion geändert Internet Mehr zum Thema lesen Sie unter www.rp-online.de/emmerich

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort