Rees Der Pilger ist zurück in Rees

Rees · Mehr als 5 000 Kilometer lief Manuel Preuß bis nach Jerusalem. Jetzt ist der 25-Jährige in die Heimat zurückgekehrt. Mit Freunden, Familie und Nachbarn gab es gestern Abend eine spontane Willkommensfeier, bei der er natürlich immer wieder von der langen Reise berichten musste.

 Manuel Preuß mit seinem Pilgerpass. Den letzten Stempel bekam er von den Franziskanern.

Manuel Preuß mit seinem Pilgerpass. Den letzten Stempel bekam er von den Franziskanern.

Foto: Markus van Offern

Einmal durfte auch der Pilger nicht mehr zu Fuß weiter. In der Türkei lud eine Polizeistreife Manuel Preuß ins Auto, weil die Beamten nicht wollten, dass der junge Mann bei minus acht Grad draußen campiert. Sie rasten mit ihm in die nächste Stadt und besorgten ihm dort ein Hotelzimmer für die bitterkalte Nacht. Manuel Preuß war zwar dankbar für diese Fürsorge, setzte sich am nächsten Tag aber erst einmal in den Bus und fuhr zu der Stelle zurück, an der ihn die Polizeistreife eingeladen hatte. Von dort setzte er dann die Pilgerreise zu Fuß fort. Der 25-Jährige muss schmunzeln, wenn er diese Episode jetzt erzählt. "Aber ich hätte mich nachher einfach geärgert, wenn mir diese paar Kilometer gefehlt hätten."

Schließlich war es sein Ziel, die komplette Strecke nach Jerusalem zu Fuß zu pilgern. Mehr als 5 000 Kilometer war der Reeser unterwegs — und am Ende dann doch nicht ganz zu Fuß. Für Syrien bekam er nämlich kein Visum, deshalb musste er das Land überfliegen und seine Reise dann in Jordanien fortsetzen. Nach 215 Tagen erreichte er Jerusalem und blieb anschließend noch einige Tage in Tel Aviv, bis er jetzt zurück nach Deutschland flog. Daheim gab es erst einmal mit Käse überbackene Rühreier. Denn das deutsche Essen hatte der 25-Jährige unterwegs am meisten vermisst.

Gestern Abend waren dann Freunde und Nachbarn zu einer kleinen Willkommensparty in die Bussardstraße eingeladen, wo Manuel Preuß immer wieder von seinen vielen Erlebnissen unterwegs berichten musste. "Beeindruckt hat mich vor allem die Gastfreundschaft, die ich erfahren habe", sagt er.

In Jordanien kam er nachts in einen kleinen Ort und wurde dort direkt eingeladen. Der Hausherr dort sagte zu ihm: Ich werde dich wie einen Bruder behandeln. "Und er hat mich später tatsächlich mehrmals angerufen und nachgefragt, wie es mir geht." Auch jetzt hält er per Facebook Kontakt zu dem Jordanier.

Seine Eltern haben erst einmal tief durchgeatmet, als ihr Sohn wohlbehalten in Rees ankam. "Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, schließlich war er ganz allein unterwegs", sagt seine Mutter, die ihn einmal unterwegs besuchte.

Einen Abstecher nach Hause zu Weihnachten verkniff sich Manuel Preuß schweren Herzens. "Aber ich war mir sicher, dass ich dann nicht wieder zurückkehre, wenn ich erst einmal wieder in der Heimat bin."

(RP)
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