Emmerich Die Gesamtschule ist beschlossen

Emmerich · Mit 18 Stimmen dafür bei 17 Gegenstimmen hat der Rat gestern die Gründung einer Gesamtschule auf den Weg gebracht. Vorher war die Rede von einem "Glaubenskrieg", Gewinnern und Verlierern und eigenen Überzeugungen.

 Die Ratsmitglieder bei der geheimen Stimmabgabe. Hier wirft Gerd Bartels (BGE) den Stimmzettel in die Urne.

Die Ratsmitglieder bei der geheimen Stimmabgabe. Hier wirft Gerd Bartels (BGE) den Stimmzettel in die Urne.

Foto: Markus van Offern

Es war das denkbar knappste Ergebnis: 18 mal "Ja", 17 mal "Nein", keine Enthaltung. Der geheimen Abstimmung – es sollte kein Fraktionszwang stattfinden – war ein langer, ruhiger Meinungsaustausch vorausgegangen. Am Ausgang der Wahl änderte diese Aussprache wohl nichts, das Ergebnis wurde erwartet. Aber die Politiker machten ihre Positionen deutlich – und ihre Enttäuschung.

"Für uns ist der heutige Tag nicht der Zeitpunkt, darüber nachzusinnen, ob wir hier und heute eine politische Niederlage hinnehmen müssen oder ob es nach dieser Schulentscheidung mit Blick auf die Zukunft an diesem Tisch überhaupt einen schulpolitischen Sieger gibt", sagte der CDU-Fraktionssprecher Gerhard Gertsen. Es gelte nun, die neue Schule zu gestalten.

Er kritisierte die Voraussetzungen, unter denen der Rat überhaupt tagte: Wenn allein die Elternbefragung zählen solle, dann seien die Stadträte "von der Landesregierung kastriert worden". Es blieben "erhebliche Zweifel an der Legitimation der politischen Willensbeugung, wie sie hier vorgenommen wird."

Der SPD-Fraktionschef Peter Hinze wehrte sich gegen den Vorwurf, die SPD habe sich wankelmütig verhalten. "Es hat nur einen einzigen Konsens gegeben: Dass wir die Eltern sachlich, fair und ergebnisoffen informieren wollen", sagte er. Und man sei zu dem Schluss gekommen, dass sowohl Sekundar- als auch Gesamtschule gut seien. Direkt an die Christdemokraten gewandt rügte deren Bemühungen, die Bürger von einer Sekundarschule zu überzeugen. Es sei "nicht in Ordnung" und "sehr bedauerlich, dass Sie gerade in der Phase der Elternbefragung aktiv geworden sind".

Gerd Bartels (BGE) meinte: "Wir haben in der gesamten Diskussion irgendwo in der Spitze unsere Kinder aus den Augen verloren." Thomas Meschkapowitz (BSD) sprach gar von einem "Glaubenskrieg, der hier vonstatten gegangen ist, bis er dann von der Bezirksregierung beendet worden ist". "Gewinner" seien nun nicht die Parteien, "Gewinner sind die Kinder".

Ute Sickelmann (Grüne) erklärte am Rande der Sitzung: "Ich freue mich, dass der Elternwillen Gewicht hat." Deutlich wurde, dass die Schul-Entscheidung für die Politiker eine Gewissensfrage war. So versicherte vor dem Urnengang Wolfgang Urbach (FDP), offener Fürsprecher für die Sekundarschule, dass er den Elternwillen respektiere. Als Ratsmitglied "muss ich aber für meine Überzeugung einstehen".

(RP)
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