Emmerich Feiern gegen Vorurteile

Emmerich · Die Ausschreitungen durch radikale Salafisten haben ihren Schatten auch über den Tag der offenen Tür in der Moschee geworfen. Die Atmosphäre auf dem Festplatz war trotzdem harmonisch und fröhlich.

 Hier klappt das Miteinander der Kulturen. Bei Köstlichkeiten und in so gelöster Stimmung konnte den Organisatoren und Besuchern des Festes der Gedanke an Konflikte nicht die Laune verderben.

Hier klappt das Miteinander der Kulturen. Bei Köstlichkeiten und in so gelöster Stimmung konnte den Organisatoren und Besuchern des Festes der Gedanke an Konflikte nicht die Laune verderben.

Foto: Markus van Offern

Es gab extrasüße Backwaren und türkischen Tee, bunt glitzernde Handarbeiten und für die Kinder eine Hüpfburg und einen Kickertisch — und bei all dem bunten Treiben ein ernstes Thema. Beim Tag der offenen Tür des türkisch-islamischen Kulturvereins an der Moschee an der Speelberger Straße ging es gestern um Integration und Toleranz, und darum, was die Menschen vor Ort von dem Treiben halten, mit dem Salafisten in diesen Tagen Schlagzeilen machen.

"Wir arbeiten hart dafür, dass verschiedene Kulturen besser zusammenarbeiten", sagte Hasan Akbas, Sekretär des Vereins. Die Art und Weise, wie die radikalen Salafisten sich aufführen — Auseinandersetzungen mit der Polizei, Konfrontationen mit rechten Gruppierungen — wirft seiner Meinung nach ein schlechtes Licht auf den Islam und alle, die sich um Integration bemühen. Ihm ist das ein Dorn im Auge: "Man muss einfach offen gegenüber anderen Kulturen sein", forderte er.

Auch andere Vereinsmitglieder können beim Gedanken an die Vorfälle der jüngeren Vergangenheit nur den Kopf schütteln. "Es ist schlimm, was die machen", sagte Gülbin Koltukco, die gemeinsam mit den anderen Frauen selbstgemachte türkische Spezialitäten an die Besucher verkaufte. So würden Vorurteile unterstützt.

Etliche Hemmnisse hat man in Emmerich abgebaut und will sie nicht wieder aufkommen lassen. So arbeitet der Verein mit christlichen Einrichtungen wie dem Haus der Familie zusammen. Über den Erfolg der Arbeit ist man sich im Vorstand sicher: "Die Emmericher wissen, dass zwischen uns und den Salafisten Welten liegen", sagt Akbas eindringlich.

Dies schienen die zahlreichen Besucher beim Tag der offenen Tür jedenfalls zu bestätigten. "Wir finden gut, wie sich der Verein für Integration einsetzt", erklärte ein Ehepaar. Es sei einfach schade, wenn man die Muslime in Emmerich mit den Salafisten über einen Kamm scheren würde.

Die Stimmung auf dem Festplatz machte das aber auch kaum möglich: Laut und fröhlich ging es zu. Alle Vereinsmitglieder packten mit an und arbeiteten Hand in Hand. Für die Versorgung sorgte der Frauenvorstand. Von Döner über Börek bis hin zu Grillspießen gab es allerlei, was die türkische Küche zu bieten hat.

Alle Einnahmen der Veranstaltung kommen der Renovierung der Moschee zugute.

Der Kulturverein hat sich in Emmerich auch in der Kooperation mit anderen Institutionen über viele Jahre fest etabliert. Er setzt sich dabei offensiv für Integration, Toleranz und Aufklärung über den Islam ein.

(sabr)
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