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Prozess um Fungarden-Bordell in Emmerich Freier verliebte sich in Prostituierte

Emmerich · In der Fortsetzung des Prozesses um das Bordell "Fungarden" vor dem Landgericht Kleve wegen Menschenhandels kam am Dienstag eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zur Sprache – ein Freier verliebte sich in eine Prostituierte. Um sie heiraten zu dürfen, sollte er 10.000 Euro zahlen.

Razzia in Bordellen in Emmerich
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In der Fortsetzung des Prozesses um das Bordell "Fungarden" vor dem Landgericht Kleve wegen Menschenhandels kam am Dienstag eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zur Sprache — ein Freier verliebte sich in eine Prostituierte. Um sie heiraten zu dürfen, sollte er 10.000 Euro zahlen.

Der Zeuge selbst kann nicht mehr sprechen, Frank B. starb 2011 im Alter von 44 Jahren. Von seiner großen Liebe hatte er sich zuvor bereits scheiden lassen. Es war Beata B., eine Frau, die im Emmericher Etablissement "Fungarden" als Prostituierte arbeitete. Vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kleve, die den Mammutprozess gegen die beiden Betreiber des Bordells, Olga G. (40) und Esed D. (53), verhandelt, wurde am Dienstag die Zeugenaussage des Freiers verlesen — das Dokument einer ungewöhnlichen Liebe.

Demnach lernte B. als Stammgast des Lokals Beata kennen und lieben. Manchmal schlich er sich morgens zu einem Plausch in den "Fungarden". Manchmal kam er auch abends und zahlte seine 50 Euro Eintritt nur, um an der Theke mit Beata ein Glas Sekt zu trinken.

Eines Abends sei Esed D. an ihn herangetreten und habe gesagt: "Wenn du die Frau heiraten willst, musst du 10.000 Euro bezahlen." Zur Begründung erläuterte der Bosnier, dass ihm bereits zwei Frauen "weggeheiratet" worden seien, und bei diesen sei in gleicher Weise verfahren worden. Wenig später bestellte sich Beata B. ein Taxi, verließ den "Fungarden" und stand bei ihrem Liebhaber vor der Tür. Er ließ sie ein. Kurz danach habe sein Telefon geklingelt, und er sei von Esed D. zur Rede gestellt worden. Die beiden verabredeten sich zu einem Treffen in einem Restaurant am Geistmarkt.

Ablösesumme: 10.000 Euro

Als Frank B. dort mit seiner Freundin ankam, wartete der "Fungarden"-Betreiber bereits auf das Pärchen und beschimpfte seine Mitarbeiterin so unflätig, dass diese gleich in die benachbarte Polizeiwache rannte und dort Anzeige erstattete. Frank B. indes setzte sich mit Esed D. an einen Tisch. Dort ging ihn der Bosnier an: Was er denn mit "so einer Frau" wolle.

Der verliebte Mann beharrte auf seinen Gefühlen, woraufhin der Bordellwirt die Frau überraschenderweise freigab und sagte, die 10.000 Euro Ablösesumme seien ein Scherz gewesen. Ein mittlerweile pensionierter Polizist bestätigte, dass vor sechs Jahren wegen dieses Vorfalls tatsächlich ermittelt wurde. Zwei weitere Zeuginnen argumentierten am zwölften Verhandlungstag im Sinne der Angeklagten.

Eine Rumänin (39), die mittlerweile in den Niederlanden als Tierärztin arbeitet, gab an, in den Jahren 2007 bis 2011 im "Fungarden" als Putzhilfe gearbeitet zu haben. Nur in den Anfangsmonaten habe sie auch Massagen gegeben — "aber keine erotischen, sondern therapeutische". Man hörte es den Fragen des Vorsitzenden Richters Christian Henckel an, dass er die Glaubwürdigkeit zumindest strapaziert sah.

Die Zeugin blieb dabei, nie als Prostituierte gearbeitet zu haben, und konnte sich auch nicht erklären, warum sie in der Buchhaltung des Lokals als Prostituierte aufgeführt war. In den Akten finden sich sogar Aussagen, dass die Rumänin selbst auch daran beteiligt war, neue Frauen aus ihrer Heimat nach Emmerich zu holen. Eine entsprechende Frage des Staatsanwalts beantwortete sie lapidar: "Das war Zufall, dass die im gleichen Bus saßen."

"Gütige und verständnisvolle" Arbeitgeber?

Eine Aufsichtskraft (60) gewährte dann noch einige Einblicke in den Arbeitsalltag im "Fungarden": Sie sei dafür zuständig gewesen, dass die Frauen "vernünftig angezogen" zur Arbeit erschienen seien. Henckel: "Vernünftig angezogen heißt doch wohl: vernünftig ausgezogen?" Die Zeugen: "Naja, die sollten eben nicht im Schlafanzug an die Theke kommen."

Ihrer Aussage nach hat es sich bei dem Betreiberpaar um gütige und verständnisvolle Arbeitgeber gehandelt. Einige der Mädchen hätten nur Lügen erzählt. Eine der ehemaligen Mitarbeiterinnen, die den Betreiber schwer belastet hatte, habe Esed sogar "Papa" genannt und das Privileg genossen, nur einmal in der Woche zu arbeiten, wenn ihr Stammgast, ein niederländischer Schönheitsmediziner, vorgefahren sei. Der Bosnier habe vergeblich versucht, sie dazu zu bewegen, mehr zu arbeiten. "Da war er mit vollem Recht sauer — aber die wollte nicht", so die Zeugin. "Warum hat diese Frau so bösartig ausgesagt?"

Der Prozess wird Freitag fortgesetzt.

(dau)
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