Emmerich Heile Steinkauzwelt ist bedroht

Emmerich · Derzeit läuft die Steinkauzkartierung zwischen Emmerich und Rees. Die Eulenart fühlt sich dort wohl, aber ihr Lebensraum wird immer enger. Privatleute können helfen, indem sie Nisthilfen aufhängen lassen.

 Und um ihn geht's – den Steinkauz. Hier klammert sich ein ganz junges Exemplar, ein so genannter "Ästling", an einen Baum.

Und um ihn geht's – den Steinkauz. Hier klammert sich ein ganz junges Exemplar, ein so genannter "Ästling", an einen Baum.

Foto: Naturschutzzentrum Kreis kleve

Emmerich/rees Weite Wiesen, alte Höfe mit schummrigen Scheunen, in denen sich Mäuse jagen lassen, knorrige Bäume mit Höhlen zum Brüten, flaches Land und mildes Klima: Das mag der Steinkauz. Und das findet er zwischen Emmerich und Rees — noch.

 Achim Vossmeyer und Anette-Vera Südekum vom Naturschutzzentrum Kleve bei der

Achim Vossmeyer und Anette-Vera Südekum vom Naturschutzzentrum Kleve bei der

Foto: axel breuer

Bei der jüngsten "Steinkauzkartierung" im Jahr 2011 wurden in dem Areal zwischen Rhein und Zuglinie, von der Kläranlage und dem Segelfluggelände in Emmerich bis zur Bundesstraße 67 bei Rees, 44 Steinkauzreviere gezählt. Besonders dicht von den Vögeln besiedelt ist dabei das Gebiet von Vrasselt und Dornick.

Jetzt läuft die Zählung für dieses Jahr, in einer ersten Begehung kamen die Forscher bereits auf 40 Steinkauzpaare.

Das ist vergleichsweise viel. Und es ist ein gutes Zeichen, denn der Steinkauz steht auf der Roten Liste der bedrohten Tiere. Der Niederrhein ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für die gesamte Art in ganz Mitteleuropa.

"Wir haben grob 7500 Brutpaare in Deutschland", zählt der Biologe Achim Vossmeyer vom Naturschutzzentrum Kleve auf, "davon allein in Nordrhein-Westfalen etwa 5800. Und der Kreis Kleve ist da wiederum ein Schwerpunkt."

Allerdings sah die Lage auch in Emmerich und Rees schon mal besser aus. Noch Anfang der Achtziger Jahre wurden regelmäßig um die 60 bis zu 70 Steinkauzpaare gezählt. Inzwischen liegt man bei 30 bis 50.

Der Steinkauz reagiert recht empfindlich auf Witterungsbedingungen: Ein strenger Winter dezimiert den Bestand sofort, ein milder lässt ihn prompt wachsen. Trotzdem ist der langfristige Rückgang der Zahlen im Steinkauz-Refugium nicht zu leugnen.

Achim Vossmeyer sieht schleichend voranschreitende Ursachen. "Der Anteil an Obstwiesen ist zurückgegangen", zählt er auf. "Wir sehen täglich, dass alte Bäume gefällt werden" — damit verschwinden die Höhlen, die der Vogel zum Brüten braucht. "Und es wird tendenziell mehr Mais angebaut", dafür weicht oft Weideland, das als Jagdrevier diente.

Mit Nisthilfen wollen die Naturschützer der Entwicklung gegensteuern: mit Steinkauzröhren in Umgebungen, die als Reviere gut geeignet wären. Die künstlichen Unterschlupfe sind etwa ein Meter lang und zehn Kilogramm schwer und werden beispielsweise in Baumkronen befestigt.

Auch Privatleute sind aufgerufen, Steinkäuzen so ein Heim bauen zu lassen, sofern das Umfeld stimmt — Bauernhöfe etwa sind ideal, gepflegte Vorgärten in städtischer Lage tun's eher nicht. Die Mitarbeiter des Naturschutzzentrums Kleve liefern die Röhren kostenfrei, montieren sie und erledigen auch die Wartung. Ein Mal im Jahr kommen sie zu Kontrollen und Reparaturen raus. Wer glaubt, einen geeigneten Platz auf seinem Grundstück zu haben, ist eingeladen, sich unter Tel. 02851 96330 beim Naturschutzzentrum zu melden.

Der Steinkauz ist mit etwa 25 Zentimetern Größe eine der kleinsten Eulenarten. Er ernährt sich vor allem von Mäusen, Insekten und Weichtieren. Sein charakteristischer, heller Ruf ist auf der Homepage des Naturschutzzentrums nachzuhören, auf www.nz-kleve.de unter "Tiere und Pflanzen" — "Steinkauz". Weitere Informationen über den Vogel gibt es dort ebenfalls.

(RP)
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