Emmerich "Rettungszug hilft nicht"

Emmerich · Das Sicherheitskonzept der Bahn für die Betuwe ist nicht durchdacht. Die Fachleute von der Feuerwehr erteilen einem Rettungszug für die Route eine Absage. Das Fahrzeug ist im Ernstfall keine Hilfe.

 Vor fünf Jahren war kurz vor Empel eine Diesellok in Brand geraten. Für die Feuerwehr war's damals schwer, zum Unglücksort zu gelangen.

Vor fünf Jahren war kurz vor Empel eine Diesellok in Brand geraten. Für die Feuerwehr war's damals schwer, zum Unglücksort zu gelangen.

Foto: Andreas endermann

Es ist eine echte Überraschung. Bisher war für die Betuwe immer ein Rettungszug gefordert worden, um bei Einsätzen auf der Strecke gerüstet zu sein. Doch jetzt haben die Experten der Feuerwehr die Sinnhaftigkeit eines solchen Fahrzeugs infrage gestellt.

Der Zug sei sogar ein "untaugliches Einsatzmittel für die Feuerwehr", meint der Millinger Thomas Verbeet, der Chef der Weseler Feuerwehr und stellvertretender Vorsitzender des Betuwe-Arbeitskreises Streckensicherheit ist.

Der Zug sei hauptsächlich für Einsätze im Tunnel konzipiert. Dort mache das Fahrzeug Sinn, um geschützt vor Hitze und Gasen den Unfallort zu erreichen. Auf der freien Betuwe-Strecke sei ein solcher Rettungszug in der Praxis kaum eine Hilfe.

Schläuche sind nicht lang genug

Einmal sei der Zug wenig flexibel. Ist die Strecke blockiert, kommt er gar nicht erst zum Einsatzort. Ohnehin brauche er sehr lange: Die Bahn spricht von 90 Minuten, Verbeet geht sogar noch von mehr Zeit aus.

Zudem stelle die Bahn den Zug lediglich mit einem Lokführer zur Verfügung. Damit seien die Feuerwehren vor Ort mit dem Rettungszug auf sich alleine gestellt. "Dass er so einsatzbereit wie unsere Feuerwehrwagen ist, ist ein Irrtum", sagt Verbeet.

Aus Sicht der Experten ist es viel wichtiger, andere Punkte ins Visier zu nehmen. Verbeet spricht praktische Dinge an. Wenn die Bahn alle 1000 Meter einen Zugang zur Strecke schaffen will, sorgt das rein mathematisch für Probleme. Schläuche auf Feuerwehrwagen sind nämlich nur 240 Meter lang. Die würden gar nicht bis zur Unfallstelle reichen. Löschwasser-Versorgung müsse an der Strecke sichergestellt, die Trasse von beiden Seiten zugänglich sein. Das alles haben die Experten in einem Katalog zusammengestellt. Von der Bahn ist die Feuerwehr enttäuscht. Die hatte zuletzt die Sicherheitsexperten sogar brüskiert, als sie zu einem Termin gar nicht erst gekommen war. Unterstützung vonseiten der Bahn gebe es wenig, heißt es immer wieder. Der Rettungszug sei ein Alibi, der die Probleme nicht löse.

Vorbild müssten die Niederlande sein. Dort gibt es Löschgräben entlang der Strecke und eine Feuerwehrspur, an der die Wagen direkt an die Trasse kommen.

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(RP)
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