Geldern Diese Damen stricken Geldern schön

Geldern · Die Frauen der Awo wollen die Stadt bunter machen. Vorbild ist für Vorsitzende und Drachentochter Kathi von der Weydt das Guerilla-Stricken, das schon in Großstädten praktiziert wird. Sie sucht noch weitere Mitstreiter.

 Guerilla-Strickerinnen: Kathi von der Weydt, Luzia Uliczka und Maria Borg (v.l.).

Guerilla-Strickerinnen: Kathi von der Weydt, Luzia Uliczka und Maria Borg (v.l.).

Foto: Jürgen Venn

Eigentlich ist das geheim. Aber die Damen haben so viel Spaß an ihrem Hobby, dass sie noch weitere Menschen dafür begeistern wollen. "Guerilla-Stricken" nennt sich die neue Freizeitbeschäftigung der munteren Frauengruppe der Gelderner Awo. Und Guerilla-Stricken bedeutet, dass Gegenstände im öffentlichen Raum mit meist sehr bunter Wolle verschönert werden. Gesehen hat die Gelderner Awo-Vorsitzende Kathi von der Weydt das im TV. "Deswegen kann es nicht ganz so geheim sein", sagt die Gelderner Drachentochter. Die Frauen der Awo wollen demnächst nicht einfach nur Socken stricken, oder Topflappen. Ab sofort geht es der Stadt an den Kragen.

Apropos Kragen. Einen Kragen für den Löwen, das Wahrzeichen Gelderns, ist schon fest eingeplant. Von der Weydt sprudelt über vor Ideen, wie das Stadtbild verschönert werden kann. "In großen Städten gibt es Pilze aus Watte und Strick, da müssen wir uns etwas überlegen", ermuntert sie die Damen. Sie denkt auch an den Brunnen auf dem Marktplatz. "Den Figuren können wir mal eine Mütze stricken."

Anbringen wollen sie die Sachen dann heimlich, so wie ihre Vorbilder in den Großstädten das auch tun. "Es kann ja keiner etwas dagegen haben, wenn Poller und Stangen verschönert werden", sagt die 77-Jährige zuversichtlich. Zunächst aber wollen sie in und um die eigenen vier Wände anfangen. Die Stangen vor den Awo-Fenstern scheinen bestens geeignet, um sie in ein buntes "Kleid" zu hüllen. Auch der braune Briefkasten der Awo fällt der engagierten Guerilla-Strickerin sofort ins Auge. "Der Briefkasten ist wirklich fies. Den werde ich verschönern", nimmt sich die Drachentochter vor.

Auf dem Kreisverband der Awo hatte Kathi von der Weydt, die gleichberechtigte Kreisvorsitzende ist, bereits von ihrem neuen Projekt berichtet. "Die habe ich erst einmal aufklären müssen, was das ist. Dann waren die aber sehr begeistert", sagt die quirlige Seniorin. Zum Guerilla-Stricken braucht es nicht viel, noch nicht einmal Stricknadeln. "Pass auf, das geht ganz einfach", erklärt sie Mitstreiterin Maria Borg, ebenfalls Drachentochter. "Die Finger reichen. Siehste, ich schlag die tollsten Maschen."

Maria Borg schnappt sich lieber die rote Wolle und Häkelnadeln, denn ob Häkeln oder Stricken, bei Kathi von der Weydt ist alles erlaubt, Hauptsache es macht Spaß. Und den haben die drei Damen. Mit im Boot ist die 79-jährige Luzia Uliczka. Gerne dürften es mehr Mitstreiter werden. "Mir wäre es wichtig, dass sich auch jüngere Frauen melden", lädt von der Weydt in die muntere Runde ein. Auch Männer sind willkommen. Stricken können ist kein Muss. "Als die alte Mütterschule noch stand, wo später die Adelheidkirche hinkam, habe ich den Leuten schon das Handarbeiten beigebracht", sagt von der Weydt. Und das Guerilla-Stricken ist gar nicht so neu. "Bereits vor 37 Jahren habe ich bei mir im Privathaus die Schnittstelle zwischen Wand und Decke mit Strick geschlossen. Von der Idee waren alle total weg", sagt die 77-Jährige und schmunzelt. Maria Borg weiß von einem Privathaus in Neukirchen-Vluyn, das eingestrickt ist und von der Weydt berichtet von Privatgärten, in denen die wollig-bunte Verschönerung schon Einzug gehalten hat. Für Geldern haben die Damen schon viele Ideen. Es lohnt sich also, mehr denn je, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen. "Ich würde mich freuen, wenn die Stadt sich auch freut", sagt sie und nimmt die Stricknadeln in die Hand.

(bimo)
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