Geldern Per App gegen krankhaftes Übergewicht

Geldern · NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens war gestern zu Besuch in der Gelderland-Klinik. Die stellte die Ergebnisse ihrer Studie und das vom Land und der EU geförderte Projekt "Telemedizin Repository" vor.

 Helge Lawerenz, Udo Simson, Barbara Steffens und Wolfgang Deiters beim Ministerbesuch in der Gelderland-Klinik.

Helge Lawerenz, Udo Simson, Barbara Steffens und Wolfgang Deiters beim Ministerbesuch in der Gelderland-Klinik.

Foto: Jürgen Venn

Ausnahmsweise war diese Politikerin nicht auf Stimmenfang, die gestern Geldern besuchte. NRW-Gesundheitsministerin und Grünen-Politikerin Barbara Steffens machte Station in der Gelderland-Klinik. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte 630 000 Euro in das von der EU unterstützte Projekt namens Telemedizin Repository eingesetzt. Dahinter steckt nichts anderes als das Telefon sinnvoll einzusetzen, um Menschen nachhaltig gesund zu machen.

Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut entwickelte die Gelderland-Klinik eine App, die Menschen mit krankhaftem Übergewicht, Adipositas, nach der Behandlung in der Klinik weiterhelfen soll. "In der Klinik ist alles darauf ausgelegt, dass die Patienten abnehmen. Der Jo-Jo-Effekt kommt nach der Behandlung", weiß Dr. Udo Simson, Chefarzt der Gelderland-Klinik. Das war die Ausgangslage für die Studie der Klinik. 30 Patienten beteiligten sich an der Testgruppe. Sie bekamen die neue App zur Verfügung gestellt.

Die hat in ihrem Programm zum Beispiel den Punkt Ernährung. Mit Hilfe der App kann der Patient einen Wochenplan erstellen. Darin trägt er auch ein, wann er essen möchte. "Das Problem ist nämlich eher, dass Adipositas-Patienten oft eine Mahlzeit weglassen und später dann Riesenhunger haben", sagt Simson.

Mit Hilfe der App werden auch Bewegungseinheiten eingeplant, die in der Klinik erarbeitet wurden. Und dann gibt es da noch das Menü für kritische Situationen. "Wut, Einsamkeit, die Einladung zum Essen", zählt Simson mögliche Stressfaktoren auf, die einem Adipositas-Patienten aus der Bahn werfen können. "Es gibt einen Notfallknopf, und da ist dann ein anderer Mensch am Telefon", sagt Simson. Die Telefonbetreuung stellt das Unternehmen Sanvartis. "Der Schwerpunkt liegt für uns darin, zu motivieren", sagt Helge Lewerenz, geschäftsführender Gesellschafter von Sanvartis. Zusätzlich fanden für die Testgruppe Nachsorgetreffen in der Klinik statt.

Das Komplettpaket entspricht genau dem, was sich die NRW-Gesundheitsministerin erhofft hat. "Die Telemedizin nutzen, aber nicht um den Preis, das Menschliche zu verlieren." Ergebnis ist, dass die Testgruppe im Nachsorgeprogramm mehr abnahm, als diejenigen, ohne die intensive technische und menschliche Betreuung.

Die Studie ist damit abgeschlossen. "Wir wollen keine Modelle in der Schublade verschwinden lassen", sagt Steffens. Sie sieht in der App, in Kombination mit der persönlichen Betreuung, eine Chance für die Jugend. "Damit könnten Krankheitskarrieren verhindert werden."

Ob es die App irgendwann auf Rezept gibt, das werden die Gespräche mit den Krankenkassen zeigen. "Wir haben das als Ministerium auch weiter im Blick", versprach Steffens, bevor sie in ihren Dienstwagen mit Chauffeur stieg.

(bimo)
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