Geldern Ruwel entlässt 80 Zeitarbeiter – Solar schwächelt

Geldern · 50 Prozent weniger Aufträge von Großkunden aus der Photovoltaik-Branche. Betriebsrat reagiert mit Verständnis.

Circa drei Jahre lang ist alles gut gegangen. Die Solarbranche boomte – nicht zuletzt wegen der staatlichen Förderungen von Photovoltaik-Anlagen. Doch mittlerweile ist der Markt gesättigt. Und diesen Rückgang bekommt nun auch Ruwel in Geldern zu spüren.

Der Leiterplattenhersteller mit Sitz am Holländer See büßt nach RP-Informationen circa 50 Prozent seiner Aufträge in diesem Marktsegment ein. Ein Großkunde ("ASM") ist weggebrochen. Eine Tatsache, die die Geschäftsleitung zuletzt zum Handeln zwang. Von den gut 80 Leiharbeitern, die das Unternehmen zuletzt wegen der Solar-Industrie zusätzlich engagiert hatte, ist nur noch "eine Handvoll" beschäftigt, wie Firmensprecher Frank Hoiboom bestätigt. Und weiter: "Auch wenn es weh tut: Es war von Anfang an klar, dass das Geschäft mit Photovoltaik, für das wir Zulieferer sind, zeitlich begrenzt sein würde."

Denn dass der Boom, der sich auf das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) gründet, ewig anhalten würde, davon war laut Frank Hoiboom eben nicht auszugehen. Deshalb seien die Leiharbeiter stufenweise "freigesetzt" worden. Eine Ansicht, die auch der Betriebsrat des Leiterplattenherstellers bestätigt.

"Es war zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung klar ausgemacht, keine festen Neueinstellungen für dieses zeitlich begrenzte Geschäft einzustellen", so der Vorsitzende Karl-Heinz Brauwers. Eben weil der Boom nicht ewig dauern konnte und weil der Betrieb in den letzten Jahren so manche Krise überstehen musste. "Es geht uns allen vor allem darum, dass die Kernmannschaft von gut 220 Kollegen nicht gefährdet wird. Auf diese Anzahl haben wir uns mit der Geschäftsführung geeinigt", so Brauers weiter. Deshalb also die Zeitarbeiter. Eine Lösung, die der Betriebsrat vor allem deshalb mittrug, weil sie denselben Lohn, denselben Urlaub und dieselben Jahresleistungsprämien erhielten wie das feste Personal. Der Betriebsrats-Vorsitzende weiter: "Nirgendwo sollten Kollegen bei uns die gleiche Arbeit verrichten, aber dafür unterschiedlich bezahlt werden."

Insofern waren die Leiharbeiter für Ruwel sogar teurer als das Stammpersonal. "Weil wir bei gleichen Konditionen ja auch noch die Verleihfirma bezahlen mussten", erklärt Hoiboom, wie das Zusatzgeschäft mit den Solaranlagen, für die Ruwel sogenannte Wechselrichter produzierte, funktionierte. Diese Richter sorgen – vereinfacht gesagt – erst dafür, dass das Sonnenlicht in Strom umgewandelt werden kann.

Apropos Sonnenlicht: Bei Ruwel herrscht nach Angaben des Betriebsrates ansonsten eitel Sonnenschein. Alle Schritte der Geschäftsleitung würden den festen Mitarbeitern bis ins Detail erklärt.

(RP)
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