Leichtathletik Diskuswerfer auf dem Weg nach oben

Leichtathletik · Die ehemaligen Nieukerker Leichtathleten Phillip van Dijck und Tim Spauschus besuchen die Sportschule "Friedrich Ludwig Jahn" in Potsdam. Ein Einblick in den Alltag der heranwachsenden Spitzensportler, der vom Spagat zwischen Schule und professionellem Training bestimmt ist.

 Schöne Grüße aus Potsdam: Phillip van Dijck (l.) und Tim Spauschus vor ihrer Sportschule.

Schöne Grüße aus Potsdam: Phillip van Dijck (l.) und Tim Spauschus vor ihrer Sportschule.

Foto: privat

In Potsdam klingelt bei Phillip van Dijck und Tim Spauschus der Wecker an einem ganz normalen Montagmorgen um 6.40 Uhr. Bevor um 9 Uhr die Schule anfängt, steht für die ehemaligen Nieukerker Diskuswerfer um 7.30 Uhr bereits die erste Trainingseinheit an. Nach 90 Minuten anspruchsvollen Trainings dürfen die Nieukerker dann bis zum Nachmittag die Schulbank drücken.

Um 16.15 Uhr folgt die zweite Trainingseinheit — dieses Mal zwei Stunden lang. Nach dem Abendessen fallen die beiden erschöpft in ihr Bett. Für Van Dijck und Spauschus ist das ein ganz normaler Tag. Sie trainieren seit mehreren Jahren das Diskuswerfen auf der Eliteschule des Sports in Potsdam.

Dort wird versucht, den Schulalltag möglichst gut mit dem Training zu kombinieren. "Manchmal kommt es aber leider dazu, dass alles ein bisschen viel wird und das Training ernster genommen wird als die Schule", erklärt der 18-jährige Spauschus. Die Schüler der Sportschule leben in einem 14-stöckigen Hochhaus und teilen sich zu zweit ein Zimmer. 28 Erzieher sind für das Wohlergehen der Athleten verantwortlich. Die Schüler über 18 Jahre leben zusammen in einem anderen Haus. Die Trainingsmöglichkeiten sind ganz andere als in Nieukerk. Die Schule umgibt ein sehr großes Trainingsgelände, auf dem sich unter anderem ein Wurfplatz und eine große Halle mit Krafträumen und innenliegenden Wurfmöglichkeiten befinden.

Der Saisonhöhepunkt von Van Dijck, der erst vor wenigen Wochen Deutscher Jugendhallenmeister wurde und für den SC Potsdam startet, ist die Teilnahme an den Jugend-Weltmeisterschaften, die in Barcelona vom 10. bis zum 15. Juli stattfinden. Tim Spauschus hingegen, der noch immer für den TSV Nieukerk startet, bereitet sich auf die Deutschen Meisterschaften in Mönchengladbach (20. bis 22. Juli) vor. Um möglichst gut in Form zu sein, halten sich die beiden an einen individuell ausgearbeiteten Trainingsplan. Sie fahren außerdem in ein Trainingslager nach Kienbaum, östlich von Berlin, wo sie Kraft-, Wurf-, Sprint- und Sprungtraining haben.

Dort trainiert sogar Diskus-Weltmeister Robert Harting. Auch der Ausbilder von Van Dijck und Spauschus ist mit Titeln dekoriert — Bundestrainer Jürgen Schult, Olympiasieger von 1988. Heinz Hünnekes, der ehemalige Trainer der beiden Athleten, ist deshalb der Meinung, dass die beiden am Niederrhein nicht so erfolgreich geworden wären. Dies liege natürlich an den besseren Möglichkeiten, die die Eliteschule des Sports zu bieten hat.

Durch die Kombination von Schule und Sport sei ein viel intensiveres Training möglich. Und zu den anderen Athleten haben die beiden nicht nur ein freundschaftliches, sondern auch ein leistungsförderndes Verhältnis: "Es gibt Tage, an denen wir Konkurrenten sind und uns hochpuschen", erzählt Van Dijck. Zahlreiche Gründe also, weshalb Hüllekes den mutigen Schritt der beiden lobt: "Manchmal ist ein Vereinswechsel für die Persönlichkeitsbildung nötig."

Van Dijck wurde 2006 von dem Sportlehrer Tino Lang eingeladen. "Mein Vater hielt das Schreiben für einen Irrtum, er rief in Potsdam an und wollte Lang erklären, dass Nieukerk nicht in Brandenburg, sondern an der holländischen Grenze liegt", erklärt der 18-jährige.

Es handelte sich jedoch nicht um einen Irrtum und Van Dijck zog mit erst 13 Jahren nach Potsdam. Ihm fiel es anfangs schwer, sich einzuleben. Er hatte Heimweh, auch mit der Trainingsumstellung hatte er so seine Probleme. Mittlerweile hat er sich jedoch gut eingelebt. Ein Jahr späterfolgte ihm Spauschus, dem die Eingewöhnung leichter fiel —auch weil er in Van Dijck, mit dem er sich auch ein Zimmer teilte, gleich eine Bezugsperson hatte.

Die große Distanz zwischen Nieukerk und Potsdam ist trotzdem oft nicht einfach. Die Zugfahrten sind sehr teuer und lang. Spauschus besucht seine Familie und Freunde alle drei Wochen und in den Ferien, Van Dijck nur einmal im Monat. Trotz anfänglicher Probleme bereuen die Athleten ihren Schritt aber nicht. "Ich glaube, das ist das Beste, was mir passieren konnte", sagt Van Dijck.

In ihrer Zukunft haben die beiden noch viel vor. Spauschus konzentriert sich erst einmal auf die Deutschen Meisterschaften. Außerdem möchte er nach dem Abitur studieren. Van Dijck will den Zwei-Kilo-Diskus über 60 Meter werfen und vielleicht ein Stipendium aus den USA annehmen. Später möchte er sein Geld als Trainer verdienen, zurzeit macht er schon eine Ausbildung zum sportlichen Assistenten. Und dann hat Van Dijck noch einen Traum: Er möchte an den Olympischen Spielen teilzunehmen.

(RP)
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