Wettstreit mit der Segel-Elite

Jan-Matthis und Björn-Eike Sopha sind seit ihrem achten Lebensjahr leidenschaftliche Segler. Da beide regelmäßig in Europa unterwegs sind, hält das Hobby die gesamte Familie auf Trab.

 Jan-Matthis Sopha im Wind vor Warnemünde.

Jan-Matthis Sopha im Wind vor Warnemünde.

Foto: Privat

Das Rechnen hat Mutter Doris Sopha inzwischen aufgegeben. Wie viele Kilometer sie im Jahr mit ihren Kindern unterwegs ist? "Tausende", so viel steht fest, sagt sie mit einem Lächeln. Mehrfach war die Familie allein in diesem Jahr schon zu Wett- oder Trainingsfahrten in Warnemünde vor Rostock unterwegs; dazu kommen Reisen nach Polen, Dänemark, Italien.

Mal, um den 16-jährigen Björn-Eike mit seinem Boot zu begleiten, mal, um dem Jüngsten Jan-Matthis (13) die Daumen zu halten. Beide sind seit ihrem achten Lebensjahr leidenschaftliche Segler, starten für die Wassersportgemeinschaft Gelderland (WSG) und betreiben Leistungssport im besten Sinne.

Als Last empfindet das aber niemand. Segeln, das ist bei den Sophas längst zum Familiensport geworden. Ein sehr zeit- und kostenintensiver zwar, "aber ein wunderbarer Sport in der Natur, der noch dazu tolle Möglichkeiten bietet, im Rahmen eines Familienurlaubs Land und Leute kennenzulernen", fügt Mutter Doris an. Sie selbst hat einen Segel- und Motorbootschein, Vater Ralf-Svend segelt von klein auf und hat seine Kinder früh mit diesem Virus angesteckt.

Da verwundert es nicht, dass die Brüder während der Saison im Sommer nahezu jedes Wochenende unterwegs sind. Im Inland wie im Ausland. Mal mit dem Vater, und mal mit der Mutter — weil Jan-Matthis bei den Jüngsten in der so genannten Optimisten-Klasse segelt, und Bruder Björn-Eike inzwischen im Laser Radial unterwegs ist. "Das bedeutet für uns Eltern, dass wir uns aufteilen müssen", erklärt Doris Sopha.

Der Terminkalender ist voll. Wochen wie diese belegen das: Während Jan-Matthis heute und morgen auf dem Gelderner Heidesee beim Opti-Cup startet, trainierte Björn-Eike bereits am Mittwoch in Warnemünde. Morgen geht's mit Mutter Doris zurück nach Geldern. Das Boot bleibt aber zurück, weil beide schon Freitag erneut in den Norden reisen. Dann kämpft der 16-Jährige dort um einen Top-20-Platz im Europa-Cup.

Der Rhythmus ist meist immer der gleiche. Freitags nach der Schule nimmt das eigens angeschaffte Wohnmobil Fahrt auf. "Nicht selten gehts's direkt vom Schulhaus aus auf die Autobahn", erzählt Björn-Eike. Bei längeren Fahrten ins Ausland geht das nur mit Unterrichts-Befreiungen. Das Friedrich-Spee-Gymnasium hilft dann dabei. Denn beide zählen zu den Talenten ihrer Sportart.

Zwei echte Naturburschen möchte man sagen, denen Wind und Regen nichts anhaben kann, die im Winter als Ausgleichssport Handball im Issum spielen, um Kondition zu bolzen, wie sie erzählen — und denen man gerne abnimmt, dass sie lieber draußen und in der Welt unterwegs sind, wo sie Menschen von überall her kennenlernen, als daheim Play Station zu spielen. "Für mich gibt es keinen schöneren Sport", sagt Jan-Matthis. "Jede Wettfahrt ist ein kleines Abenteuer."

Und wer — wie die beiden — zu den Besten zählen will, muss bei den unterschiedlichen Regatten fleißig Punkte sammeln. Björn-Eike hat als 15-Jähriger ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. In seinem ersten Jahr in der neuen Bootsklasse wurde er Landesmeister, schaffte es bei den Deutschen Meisterschaften in die "Goldgruppe" der besten 80 Segler und beendete die Weltmeisterschaft in Schottland auf einem achtbaren 49. Rang in der Bronzegruppe. Bei den kommenden Titelkämpfen im August im französischen La Rochelle möchte er diesen Platz nun verbessern. "Die Goldgruppe wäre mein Ziel", sagt er.

Jan-Matthis dagegen, der ebenso wie sein Bruder zum Kader des Segler-Verbandes Nordrhein-Westfalen gehört, hat seine erste WM-Teilnahme verpasst. Dafür untermauerte er beim "Goldenen Opti" in Kiel, einem Wettkampf mit 210 Teilnehmern, mit dem 19. Platz seine Stärke und ließ dabei auch EM-Teilnehmer hinter sich.

Saison-Höhepunkt ist für ihn nun die Deutsche Jüngstenmeisterschaft, die Mitte August vor Kiel-Schilksee stattfindet. Wie die meisten Sportler auch, träumen die Sophas von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen. "Das wäre der Wahnsinn", sagt Björn-Eike.

Derzeit noch sind die Eltern Hauptsponsor ihrer Kinder. Daneben unterstützt die WSG — etwa beim Aufbringen der Startgelder — die Familie. "Das tun wir auch wirklich gerne", sagt Doris Sopha.

(RP/rl)
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