Goch Ein Dorf übernimmt Verantwortung

Goch · In diesen Tagen hat der Rat der Stadt Goch den Weg zu einem Projekt frei gemacht, das zur Blaupause werden könnte: Ein Trägerverein mietet das ehemalige Schulgebäude, das von vielen Vereinen vor Ort genutzt wird, von der Stadt.

 Karl Bauer, Christian Arians, Thomas Feltes, Volker van Uffelt, Rosemarie van Uffelt, Karola Tulp, Markus Bauer, Willi van de Pasch, Thomas Thüs, Thomas Becher und Klemens Spronk (rechts) engagieren sich für das ehemalige Schulgebäude Hommersum.

Karl Bauer, Christian Arians, Thomas Feltes, Volker van Uffelt, Rosemarie van Uffelt, Karola Tulp, Markus Bauer, Willi van de Pasch, Thomas Thüs, Thomas Becher und Klemens Spronk (rechts) engagieren sich für das ehemalige Schulgebäude Hommersum.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Diese Geschichte ist — obschon nicht als solche angelegt — ein Beleg dafür, wie gut ein Bürgermeister seine Stadt kennt. Denn nimmt man es genau, ist er derjenige, der die Gründung des Trägervereins für das Hommersumer Schulgebäude initiiert hat. Kritiker würden vermutlich von einem Strippenzieher sprechen, der städtische Kosten auf Neudeutsch outgesourct hat, um den eigenen Haushalt zu schonen. Befürworter würden hingegen ein Projekt sehen, das in dieser Form Schule machen könnte und die Zukunft des Lebens in den Ortsteilen sichert.

Klemens Spronk gehört zu letzteren. "In Hommersum ist alles anders" soll Karl-Heinz Otto in einem ersten Gespräch zu ihm gesagt haben. Das war gut ein dreiviertel Jahr bevor die städtische Überlegung, das Schulgebäude an einen örtlichen Verein zu verpachten, in die Öffentlichkeit drang. Was der Bürgermeister damit meinte, war, dass wenn so ein Vorhaben gelingen könnte, dann in einem Ortsteil, der sich schon immer durch ein besonders starkes Gemeinschaftsgefühl ausgezeichnet habe. Spronk: "Nachdem ich von den Plänen erfahren habe, war auch ich optimistisch, dass es hier klappen würde. Wer hier wohnt, erlebt eine schöne Zusammengehörigkeit und das hat dann ja auch die Versammlung Anfang Mai dieses Jahres gezeigt." Da gab es keine Gegenstimme und nur wenige Enthaltungen bei der Abstimmung über das Projekt "Trägerverein".

Mittlerweile hat die Politik in der letzten Ratssitzung den Weg freigemacht, die Vereinsgründung steht nun auch offiziell kurz bevor, eine symbolische Schlüsselübergabe ist geplant. Nicht nur deswegen verströmt Spronk Optimismus was das Vorhaben angeht. Dabei geht der 50-Jährige keinesfalls blauäugig an die Sache ran. "Wichtig ist, dass wir das mit den Kosten genau kontrollieren", sagt der Mann, der nicht nur der designierte Vorsitzende des Trägervereins ist, sondern auch Ortsverbandsvorsitzender der Hommersumer CDU.

"Das Einsparpotenzial für die Stadt ist zärtlich fünfstellig", so Spronk. "Zärtlich" bedeutet in dem Fall konkret jährlich rund 16 000 Euro. Künftig soll es so sein, dass der größte Teil, nämlich gut 10 000 Euro, wie zuvor schon vom im Gebäude untergebrachten Kindergarten, sprich der Kirche getragen werden. Weitere Gelder werden von den Vereinen, die die Räume ebenfalls nutzen, beigesteuert. Zum Beispiel von der Landjugend, dem Schießclub, der DJK und der Feuerwehr, die sich vierstellig beteiligt. Sparkasse und Volksbank haben für das erste Jahr ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt, sie geben jeweils 500 Euro. Den Rest tragen die Vereinsmitglieder. Derzeit sind es knapp 100 Hommersumer, die den überschaubaren Betrag von 12 Euro pro Jahr zahlen.

Da die Stadt Goch weiterhin Eigentümer ist, steht sie in der "Gebäudesubstanzpflicht", für anfallende Reparaturen haben Spronk und Stadt beziehungsweise KBG ebenfalls eine Lösung gefunden. Der Vertrag für das Gebäude mit Baujahr 1949 läuft über 25 Jahre.

"Das war damals übrigens die erste Schule hier, die nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde", so Spronk nicht ohne Stolz. Da ist es kein Wunder, dass sich das Dorf so ins Zeug legt und damit eine Blaupause schaffen könnte. Schon gibt es in Hassum und Hülm nämlich vergleichbare Vorhaben — den Bürgermeister wird's freuen.

Erste Folgen gibt es übrigens auch schon in Hommersum: "Man merkt auf jeden Fall, dass die Eigenverantwortung wächst", so Spronk. Nach jedem Treffen in den Räumen wird genau kontrolliert, ob die Heizung ausgeschaltet ist und ob der letzte auch tatsächlich das Licht ausgemacht hat. Ein Dorf übernimmt Verantwortung.

(RP)
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