Goch Hilfe für Autisten

Goch · Ein Leben mit System: Das steht für Autisten stets im Mittelpunkt. Mit dem TEACCH-Ansatz aus den USA begegnet Haus Freudenberg diesen besonderen Menschen und hilft ihnen bei der Bewältigung des Alltags.

 Michaela van Beek, Markus Kiwitt, Ute van Ballegooy, Stephanie Thissen und Magret Sanders mit Spielmaterial, das für die Arbeit mit autistischen Menschen eingesetzt wird.

Michaela van Beek, Markus Kiwitt, Ute van Ballegooy, Stephanie Thissen und Magret Sanders mit Spielmaterial, das für die Arbeit mit autistischen Menschen eingesetzt wird.

Foto: Stade

Ein Leben wie in einer Kiste. Geordnet, strukturiert, mit System. Ohne Anschluss an die echte Welt da draußen. Und wehe, wenn irgend etwas anders ist als sonst: Autisten kennen keine Spontanität. Sie leben mit (massiven) Wahrnehmungsstörungen und haben es deshalb in der Gesellschaft nicht leicht. Doch wie gestaltet man mit ihnen einen Arbeitsalltag? Die Haus Freudenberg GmbH setzt dort an, wo das "autistische Spektrum" individuell beginnt und lernt mit den Menschen, wie der Alltag auch ohne feste Strukturen funktionieren kann: mit dem aus den USA stammenden TEACCH-Ansatz.

Die Abkürzung steht für "Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped children" und bedeutet so viel wie: Ein ganzheitlicher pädagogisch-therapeutischer Ansatz, der die Besonderheiten von Menschen mit Autismus berücksichtigt und die Entwicklung individueller Hilfen zur Unterstützung des Lernens und selbstständigen Bewältigung des Alltags in den Mittelpunkt stellt.

Das erläutern Markus Kiwitt, Sozialpädagoge mit TEACCH-Ausbildung in den USA, aus der Team Autismus GbR mit Sitz in Mainz, sowie Michaela van Beek, Reha-Koordinatorin in Haus Freudenberg in Goch. Sie arbeiten seit rund zwei Jahren Hand in Hand mit den Gruppenleitern und führen Autisten mit individuellen Programmen auf einen Weg, der sie das Leben leichter bewältigen lässt. Denn eine Heilung von Autismus ist ausgeschlossen.

Als Therapieansatz geht es darum, Strategien zu entwickeln, die Autisten von ihrer Routine (er-)lösen. Margret Sanders, Prokuristin und Geschäftsbereichsleiterin der Haus Freudenberg Gmbh, weiß nur allzu gut, wie schwer Betroffenen die Integration in den alltäglichen Werkstattbetrieb fällt. Das Beobachten des autistischen Verhaltens und das Vorankommen in mitunter sehr kleinen Schritten gehören für Gruppenleiterinnen wie Ute van Ballegooy und Stephanie Thissen zum alltäglichen Umgang mit Autisten. Sie wissen genau, wie die guten und schlechten Tage aussehen, wie viel ein Lächeln wert ist, und was es bedeutet, manchmal wieder ganz von vorne anfangen zu müssen.

Rund 25 Autisten in Haus Freudenberg ist durch kleinere und größere Projekte auf dem Weg in ein möglichst flexibles Leben bereits geholfen worden. "Früher galten die betroffenen Menschen als unflexibel und nicht anpassungsfähig. Heute achtet man beispielsweise darauf, dass der Autist nicht immer mit dem gleichen Gruppenleiter arbeitet, sondern flexibel auf verschiedene Betreuer zu reagieren lernt. Oder aber, dass durch individuelle Spiele und Aufgabenstellungen verschiedene Lösungswege akzeptiert werden können. Das alles sind besondere Projekte mit besonderen Herausforderungen", sagt Michaela van Beek, "aber dieser Mensch ist wie er ist und er darf so sein, wie er ist."

(RP)
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