Weeze Airport: Flexibel nur mit Teilzeit

Weeze · Die Gewerkschaft Verdi beklagt, dass die Mitarbeiter der Fluggastkontrolle Teilzeitverträge haben, aber oft Vollzeit arbeiten. Die Firma STI gibt das zu und verteidigt ihr Vorgehen – es sichere Arbeitsplätze. Bezahlt werde nach Tarif.

 Die Mitarbeiter der Fluggastkontrolle am Flughafen in Weeze haben alle lediglich Teilzeitverträge. Viele arbeiten aber meist mehr als die vereinbarten 80 Stunden. Das kritisiert die Gewerkschaft Verdi heftig.

Die Mitarbeiter der Fluggastkontrolle am Flughafen in Weeze haben alle lediglich Teilzeitverträge. Viele arbeiten aber meist mehr als die vereinbarten 80 Stunden. Das kritisiert die Gewerkschaft Verdi heftig.

Foto: Gerhard Seybert

Die Gewerkschaft Verdi beklagt, dass die Mitarbeiter der Fluggastkontrolle Teilzeitverträge haben, aber oft Vollzeit arbeiten. Die Firma STI gibt das zu und verteidigt ihr Vorgehen — es sichere Arbeitsplätze. Bezahlt werde nach Tarif.

Rund 100 Männer und Frauen arbeiten in der Fluggastkontrolle am Airport Weeze. Sie sind Angestellte der STI, Security Training International. Auf einer zweitägigen Betriebsversammlung ging es jetzt darum, dass sämtliche Mitarbeiter Teilzeitverträge haben, viele von ihnen aber mit voller Stundenzahl arbeiten. Darüber empört sich Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim, der dahinter ein System vermutet.

"Warum können Menschen, die ganze Tage arbeiten, nicht echte Vollzeit-Verträge haben? Den Mitarbeitern von STI fehlt doch jede Perspektive. Viele von ihnen haben eine weite Anfahrt, da geht ein großer Teil des knappen Teilzeit-Entgelts schon für den Sprit drauf", beklagt Tarim. Seine Gewerkschaft betreue die Sicherheitskräfte an sämtlichen deutschen Verkehrsflughäfen, er als Zuständiger für die Region Düsseldorf kümmere sich unter anderem um Weeze. "Natürlich gibt es auch an anderen Flughäfen viele Teilzeitmitarbeiter. Dass aber in der Fluggastkontrolle kein einziger eine Vollzeitstelle hat, das gibt es nur in Weeze."

In Weeze arbeiten offenbar viele Sicherheitskräfte weit mehr als die vertraglich vereinbarten 80 Stunden. "Da gibt es Mitarbeiter, die arbeiten schon seit Jahren mit voller Stundenzahl, haben aber nur einen Teilzeitvertrag. Andere bekommen erst gar nicht das Angebot, mehr zu arbeiten — da kommt dann Neid auf. Das ist nicht gut fürs Betriebsklima." Verdi habe sich mit dem Thema an das NRW-Wirtschaftsministerium gewandt, das sich der Sache annehmen wolle.

Was Tarim anerkennt: In Weeze wird nach Tarif gezahlt. Wie vereinbart, bekämen STI-Mitarbeiter 12,36 Euro pro Stunde. Ein künftiger Manteltarifvertrag soll die Forderung enthalten, die Verträge an die tatsächlich geleistete Arbeitszeit anzupassen. Der Flughafen-Gesellschaft macht Tarim keine Vorwürfe. Die Aufgabe der Sicherheitskontrolle vergibt die Bezirksregierung an Fremdfirmen — seit drei Jahren ist das STI.

Dessen Stationsleiter Raimund Bernet erklärte gegenüber der Rheinischen Post: "Es ist das Los kleinerer Flughäfen, dass es saisonal starke Schwankungen gibt. Diese werden durch den Ölpreis und derzeit die Luftverkehrssteuer verstärkt. Wir Dienstleister haben da zwei Möglichkeiten: Man schafft durch arbeitsvertragliche Regelungen die dringend nötige Flexibilität, oder man muss Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen." Bernet hält flexible Verträge für sinnvoll. "So können wir auf der einen Seite unseren Leuten eine Perspektive im Unternehmen bieten, auf der anderen Seite trägt es enorm zur Sicherheit im Flugverkehr bei, dass erfahrene Mitarbeiter in der Fluggastkontrolle eingesetzt werden."

(RP/rl)
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