Gelderland Auf Achse im nördlichen Kies-Revier

Kevelaer · Auf der Hees bei Wemb wird Gestein abgebaut, auf Flächen nebenan herrscht wieder die Natur.

 Das renaturierte Baggerloch der Firma Siemes auf der Hees – dort weiden genugsame Hochlandrinder.

Das renaturierte Baggerloch der Firma Siemes auf der Hees – dort weiden genugsame Hochlandrinder.

Foto: Büren

Von der Berendonk um Kevelaer herum geht es ins Grenzgebiet. Natürlich ist das ganze Gelderland Grenzgebiet, aber wer die lange Gerade der L 486 östlich von Kevelaer in Richtung Well fährt, fühlt sich kaum irgendwo sonst im Altkreis Geldern so "ab vom Schuss" wie hier.

Wer hier fährt, hat in der Regel nur drei Anliegen: Günstig auf holländischer Seite tanken, Kies holen oder Kies wegfahren. Prozentual dürfte der Anteil an den großen Kipplastern am Gesamtverkehr nirgendwo sonst so hoch sein wie hier auf der Hees.

Wirtschaftlich betrachtet ist die Hees also alles andere als eine Randlage. Der bedeutendste Rohstoff der Region wird hier intensiv abgebaut. Mehrere Unternehmen graben nebeneinander alles aus der Erde, was einmal Baustoff werden kann. Der Fachmann unterscheidet den Sand in unterschiedlicher Körnung, dazu gibt es natürlich Kies, Splitt, gesiebten Mutterboden und vieles mehr, bis zum ganzen Findling — letzteren, wie alle anderen Produkte auch — für Selbstabholer. Alles andere erledigen die Fahrer der Kieslaster.

Zu ihnen gehört auch Oliver Meinel von der Firma Welbers, die auf der Hees und bei Geldern zwei Kiesgruben ihr Eigen nennt. 13 Sattelzüge mit einer Nutzlast von fast 30 Tonnen und eine Handvoll kleinerer Fahrzeuge bringen dank Oliver Meinel und seinen Kollegen den Rohstoff unter die Leute.

40 Unternehmen sind im Kreis Kleve mit dem Abbau von Sand und Kies beschäftigt. Dazu gehört auch die Firma Siemes, die ebenfalls auf der Hees baggert. In den "Heeser Schlägen" hat die Firma eine Fläche renaturiert, die sich von einer Sitzecke aus überblicken lässt. Eine Informationstafel erzählt von der Vielfalt an Flora und Fauna, die jetzt hier möglich sein wird. Noch ist das trocken gelegte Loch nicht so bunt, wie es einmal werden soll. Auf dem Grund der alten Abbaufläche weiden genügsame Hochlandrinder, der Mischwald an der Böschung ist aber noch im Wachstum. Auch die Nachbarn der Welbers Kieswerke haben alte Abbauflächen zurückgegeben — in Form von Ackerland und Waldfläche, die wieder aufgeforstet wurde. Gut möglich, dass sich die Auflagen für die Zukunft wieder wandeln. In etwa sieben Jahren wird die aktuelle Fläche, die Welbers auskiest, abgebaggert worden sein.

In direkter Nachbarschaft zu den Baggerlöchern liegt der Flughafen Weeze, der aus der Luft zunehmend von Gruben umschlossen zu sein scheint. Das Gelände des ehemaligen britischen Fliegerhorstes Laarbruch ist zum Teil schon den Baggern zum Opfer gefallen. Den Golfplatz der Royal Air Force beispielsweise und einen Sportplatz gibt es längst nicht mehr.

Der eigentliche Ortskern der Hees liegt weit von den Kiesgruben entfernt. Besucher des Flughafens, die von Weeze kommen, passieren ihn an der Kreuzung, an der es auch zur Baal und zum Petrusheim geht. Nach einer Rast an der Heeser St.-Sebastianus-Kapelle geht es durch Wald und Feld wieder in südliche Richtung.

(RP)
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