Weeze Britische Telefonzelle als Mini-Museum

Weeze · Der RAF-Museumsverein bietet eine neue Attraktion. Sie steht vor "Kevin's Pub" an der Weezer Wasserstraße. Das Museum auf kleinstem Raum ist immer "geöffnet" – aus Platzgründen ist ein Betreten jedoch unmöglich.

 Bürgermeister Ulrich Francken (links) und Helmut Hartmann (rechts an der Telefonzelle) hoffen auf mehr Interesse an der britischen Vergangenheit in Weeze.

Bürgermeister Ulrich Francken (links) und Helmut Hartmann (rechts an der Telefonzelle) hoffen auf mehr Interesse an der britischen Vergangenheit in Weeze.

Foto: Venn

Der RAF-Museumsverein bietet eine neue Attraktion. Sie steht vor "Kevin's Pub" an der Weezer Wasserstraße. Das Museum auf kleinstem Raum ist immer "geöffnet" — aus Platzgründen ist ein Betreten jedoch unmöglich.

Dass heutzutage einer Telefonzelle größere Aufmerksamkeit zuteil wird, ist selten. Schließlich besitzt fast jeder ein Handy und hat deshalb auch unterwegs kaum einmal einen öffentlichen Fernsprecher nötig. In Weeze jedoch versammelte sich jetzt eine größere Gruppe Menschen vor einem rot lackierten Kasten, der allerdings nicht mehr der Telekommunikation dient. Die auffällige Telefonzelle vor "Kevin's Pub" an der Wasserstraße ist ein Museum — "bestimmt das kleinste in Deutschland", meint Bürgermeister Ulrich Francken.

Die Farbe rot weist schon auf die Vergangenheit des einen Quadratmeter "großen" und gut zwei Meter hohen Hinguckers hin: Das Teil ist typisch britisch. Am 24. August 1983 hatte Group Captain Graham Smart, Kommandeur des britischen Flugplatzes, die Telefonzelle der Gemeinde Weeze übergeben. Damals waren die Briten bekanntlich noch in großer Anzahl Teil der Weezer Bevölkerung, und sie prägten wahrlich nicht nur "Laarbruch" — den Flugplatz und seinen Außenbereich. Tausende RAF-Angehörige samt ihrer Familien lebten in der Gemeinde und waren gut integriert. Sie wollten auch im Zentrum ein Stückchen Heimat sehen und erfreuten sich deshalb an der britischen Telefonzelle, die freilich von der Telekom betrieben wurde. Und zwar noch bis vor wenigen Jahren. Erst als der Cyriakusplatz umgebaut wurde und das rote Objekt weichen musste, wurde sie ihrer Technik und ihres Standorts beraubt. "Wir haben lange nach einem passenden neuen Ort für sie gesucht", versichert Francken. Gefunden wurde der vor "Kevin's Pub", einer Gaststätte, die, wie der Name vermuten lässt, von einem Briten — ebenfalls früher Mitglied der Streitkräfte — geführt wird. Und die, weil Kevin Betts auch Kanus und Räder vermietet und zur Übernachtung einlädt — von vielen Auswärtigen besucht wird. Nicht zuletzt von ehemaligen Laarbruch-Soldaten, die in Abständen ihre alte Zweitheimat besuchen und ein Quartier brauchen. Die rote Telefonzelle hat übrigens eine "große Schwester": das Royal-Air-Force-Museum auf dem Flughafen. Obwohl "Laarbruch" heute komplett zivil genutzt wird, gibt es doch viele Reisende oder Abholer, die etwas über die britische Zeit in Weeze erfahren wollen. "Das Haus ist gut besucht, und wir können uns immer wieder über neue Dinge freuen, die uns — meist von den Engländern — zur Verfügung gestellt werden", freut sich Helmut Hartmann, der Vorsitzende des Museumsvereins. Künftig sollen auch Ausflügler, die "nur" Weeze besuchen und das Mini-Museum vor dem Pub entdecken, auf das wenige Kilometer entfernte RAF-Museum aufmerksam werden. Fotos von der Übergabe der letzten Dienstflagge an den Verein, aber auch von Fluggerät und Erinnerungsstücken hängen an den Seitenwänden der früheren Fernsprechzelle. Drinnen sind eine Uniformmütze, ein Tornado-Modell und der Zusatztank eines Kampfjets zu sehen. Für mehr ist kein Platz — Betreten unmöglich.

(RP)
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