Weeze Diebesbande am Airport ?

Weeze · Ermittlungen gegen Mitarbeiter am Flughafen Weeze: Sie durchleuchten das Gepäck und wissen, in welchen Koffern sich Laptops oder Kameras befinden. Seit die Polizei ermittelt, gibt es aber kaum noch Vorfälle.

 Fluggäste, die ihr Gepäck aufgeben, müssen ihre Wertsachen im Koffer aus den Augen lassen. Und das, obwohl das Personal genau weiß, was sich darin befindet.

Fluggäste, die ihr Gepäck aufgeben, müssen ihre Wertsachen im Koffer aus den Augen lassen. Und das, obwohl das Personal genau weiß, was sich darin befindet.

Foto: Gerhard Seybert

Sie sind in Emmerich, Kleve oder dem Ausland geboren. Sie wohnen in Goch und Kevelaer. Doch den Arbeitsplatz, den haben die Männer, die jetzt ins Visier der Staatsanwaltschaft Kleve geraten sind, in Weeze. Am dortigen Flughafen. Und zwar nicht an der kuscheligen Kaffee-Bar oder im Reisebüro. Sondern im Hochsicherheitsbereich. Da, wo das Gepäck der Passagiere durchleuchtet und zum Flugzeug transportiert wird. Ein Wissen, das sich die Männer zunutze gemacht haben könnten.

Denn derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaf wegen Diebstahls gegen die Flughafen-Mitarbeiter. Das bestätigte jetzt Günter Neifer, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft in Kleve. Weitere Details gab der Jurist nicht bekannt. Doch nach RP-Informationen hat es eine Hausdurchsuchung in Goch gegeben, bei der nach Diebesgut gefahndet wurde. Das Ergebnis ist offiziell noch nicht bekannt. Doch ein Zeuge überließ der Polizei zuvor eine Kamera und ein Netbook, das Diebstählen zugeordnet werden konnte. Woher die Sachen stammen, ist allerdings nicht bekannt.

Laut Ermittlungsakte der Polizei sollen die Männer wie folgt vorgegangen sein: Bei der Gepäckaufgabe konnten sie beim Durchleuchten erkennen, in welchen Koffern sich beispielsweise Laptops, Schmuck, Handys, Bargeld oder Kameras befanden. Anschließend wurden die Gepäckstücke unauffällig — wie auch immer — markiert. An der Rampe, von wo die Koffer weiter zu den Flugzeugen transportiert werden, sollen dann die Wertgegenstände gestohlen worden sein. Möglicherweise aber auch beim Transport zu den Flugzeugen oder in den Jets selbst. Hierbei machten sich die Täter die Tatsache zunutze, dass dieser Bereich des Airports, im Gegensatz zur Koffer-Durchleuchtung, nicht videoüberwacht ist. Und da einige der Kollegen beim Betreten und Verlassen des Flughafens keiner Personen- oder Sachkontrolle unterliegen, war auch der Abtransport des Diebesgutes kein Problem.

Laut weiterer RP-Information sind seit Bestehen des Zivilflughafens Weeze circa 600 Diebstähle angezeigt worden. Auf Anfrage erklärte Polizeisprecher Manfred Jacobi, dass Diebstähle seit der Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft deutlich zurückgegangen wären.

Ganz anders sieht Joseph Sweetsir die Anschuldigungen. "Eine unschöne Sache", erklärt der Betriebsleiter von "Serve2Fly", dem Abfertigungsunternehmen am Airport, bei dem die Männer angestellt sind. "Die Mitarbeiter genießen mein volles Vertrauen und arbeiten selbstverständlich weiter bei uns", so Sweetsir in aller Kürze. Solange nichts bewiesen sei, gelte für die Kollegen die Unschuldsvermutung. Und Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber erklärte auf RP-Anfrage nur trocken: "Dazu gebe ich keinen Kommentar ab."

(RP)
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