Kevelaer Druck auf Hauptschule wächst

Kevelaer · Die Stadt Kevelaer befragt die Eltern der Grundschüler, ob sie ihr Kind an einer Sekundarschule anmelden würden. Falls diese Schulform kommt, liefen Haupt- und Realschule wohl aus. Konkurrenz droht durch die Nachbarstädte.

 Dieser Blick auf das Schulzentrum in Kevelaer zeigt die Hauptschule, die zusammen mit Realschule und Gymnasium einen großen Schulhof hat.

Dieser Blick auf das Schulzentrum in Kevelaer zeigt die Hauptschule, die zusammen mit Realschule und Gymnasium einen großen Schulhof hat.

Foto: Gerhard Seybert

Wenn Verwaltungsangestellte von Routinemaßnahmen reden, sollte man hellhörig werden. Die Kevelaerer Stadtverwaltung führt derzeit eine Befragung bei den Eltern der Grundschüler der ersten bis dritten Klassen durch. Sie sollen mitteilen, ob sie Interesse haben, ihr Kind an einer Sekundarschule anzumelden. Diese Schulform gibt es in Kevelaer bislang nicht, stattdessen ist das Schulsystem dreigegliedert. Die Befragung sei nicht rechtsverbindlich, sagt Schuldezernent Marc Buchholz.

 Marc Buchholz.

Marc Buchholz.

Foto: seyb

Zum Anlass der Befragung erklärt er: "Das ist sozusagen eine Routine-Maßnahme, die wir im Rahmen der Schulentwicklungsplanung beschlossen haben. Bisher bestand keine Handlungsnotwendigkeit, eine Sekundarschule in Kevelaer einzuführen. Trotzdem wollen wir die Eltern befragen." Was der Schuldezernent verschweigt: Die Verwaltung weiß, dass es schwer wird, die Hauptschule noch lange zu halten, und die Einführung einer Sekundarschule zu verhindern. Denn Nachbarkommunen haben bereits Sekundarschulen eingerichtet. "Die Gefahr möglicher Abwanderungen zu umliegenden Sekundarschulstandorten wird seitens der Verwaltung gesehen", heißt es in in einer Sitzungsvorlage.

In Straelen wurde gestern eine Sekundarschule eröffnet. Die Gemeinde Sonsbeck überlegt, gemeinsam mit der Stadt Xanten eine solche Schulform einzuführen. "Dies alles wird Einfluss auf das Anmeldeverhalten in Kevelaer haben", schreibt die Verwaltung. Und sie wird konkret: "Der Druck auf die Schulform Hauptschule wird weiter wachsen." Wenn die Hauptschule wegbräche, so die Verwaltung weiter, sei auch die Realschule nachhaltig gefährdet. Nach RP-Informationen gibt es Prognosen, nach denen aufgrund sinkender Schülerzahlen bereits im Schuljahr 2014/15 an der Hauptschule Kevelaer keine zwei Eingangsklassen mehr gebildet werden können. Das wäre das Aus für die Hauptschule.

Das hört Reinhard Peters gar nicht gerne. Der Schulpflegschaftsvorsitzende der Gemeinschaftshauptschule Kevelaer betont: "In der Hauptschule werden die Schüler bei der Vorbereitung auf einen Beruf sehr unterstützt. Die Sekundarschule wird das so nicht leisten können." Peters weiter: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Lehrer der Sekundarschule differenzieren wollen. Die Schüler haben nun mal ein unterschiedliches Lernniveau".

Andrea Rosmüller, Schulpflegschaftsvorsitzende der Realschule Kevelaer, war überrascht, als sie hörte, dass die Existenz der Realschule offenbar an den Fortbestand der Hauptschule gekoppelt ist. "Ich befürchte, dass ein neues System wie die Sekundarschule zu groß ist und der einzelne Schüler dort untergeht", so Rosmüller. Außerdem habe sie das Gefühl, "dass das Gymnasium aus jeglicher Diskussion herausgehalten wird". Sie habe "viel Bauchschmerzen" bei der Einrichtung einer Sekundarschule.

(RP/rl)
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