Weeze Einkaufen für zehn Cent

Weeze · Wer von Armut bedroht ist, findet in Weeze Hilfe im Café Konkret, einem ökumenischen Projekt. Hier gibt es gegen kleine Beträge Lebensmittel und anderes für den Alltag. Mancher fragt auch nach Geld.

Etwa einmal pro Woche klingelt es bei Manfred Babel an der Tür. Dann steht draußen jemand, der den Pfarrer von St. Cyriakus um ein wenig Geld bittet. "Oft sind es Menschen, die sich sozusagen auf der Durchreise befinden", sagt Babel. Früher schellte es häufiger am Pfarrhaus. "Seit es das Café Konkret gibt, ist das seltener geworden", sagt Pfarrer Babel.

Ein ökumenisches Projekt

Das Café Konkret befindet sich am Kirchplatz, im katholischen Pfarrheim. Das etwa 30-köpfige Team vereint Katholiken und Protestanten. Caritas und Diakonie sind die Träger. Im Café Konkret gibt es Lebensmittel und Artikel fürs tägliche Leben, etwa für Körperpflege. "Jeder Artikel kostet zehn Cent", sagt Helferin Wilma Hartjes. "Die Leute sollen nicht das Gefühl haben, Almosen zu bekommen."

Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei den Tafeln in Geldern und Kevelaer. Ein Teil der Lebensmittel wird vom Einzelhandel gespendet. Ein anderer Teil wird mit Geldspenden erworben. Neben dem Café gibt es auch eine Kleiderkammer.

Hat Hartjes den Eindruck, dass der Bedarf gestiegen ist? "Ja", sagt sie. "Wenn auch nicht eminent." Die Helfer verkaufen nicht nur preiswerte Waren, sondern hören auch zu und gegen Rat. "Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist gut", sagt Hartjes. Vor zwei Jahren erhielt das Team von der Kommune einen Kleinbus, der bei der Freiwilligen Feuerwehr ausrangiert worden war. Mit dem Bus werden Lebensmittel geholt. "Jüngere Helfer können wir jederzeit gebrauchen", sagt Hartjes.

Es komme vor, dass Menschen nach Geld fragen — bei einer dringenden Anschaffung, etwa wenn die Waschmaschine kaputt geht. Hartjes: "Wir versuchen zu helfen. Aber nicht mit Almosen. Das Geld wird in kleinen Raten zurückgezahlt." Manches können die Helfer nicht leisten, eine Schuldnerberatung beispielsweise. "Dafür müssen die Leute nach Gelden."

Gibt es eine soziale Einrichtung, die Weeze dringend braucht? Pfarrer Manfred Babel denkt bei dieser Fragen an Obdachlose, die spät abends vorsprechen, meist schwer betrunken. "Dann gibt es keine Möglichkeit mehr, sie ins Petrusheim zu bringen", sagt der Geistliche. "Es wäre gut, wenn es hier in Weeze einen trockenen Ort gäbe, wo diese Menschen übernachten können."

(RP)
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