Weeze Harter Einsatz für Weezer Retter

Weeze · Trauriger Alltag: Am Dienstag bargen Taucher der DLRG Weeze einen Jungen (3) aus dem Hafen in Emmerich – tot. Denn wenn sie gerufen werden, ist es meist zu spät. Trotzdem motivieren sie sich immer wieder.

Kind bei Emmerich im Rhein ertrunken
6 Bilder

Kind bei Emmerich im Rhein ertrunken

6 Bilder

Trauriger Alltag: Am Dienstag bargen Taucher der DLRG Weeze einen Jungen (3) aus dem Hafen in Emmerich — tot. Denn wenn sie gerufen werden, ist es meist zu spät. Trotzdem motivieren sie sich immer wieder.

Zwei Stunden, nachdem ein dreijährige Junge am Dienstag von einem Motorschiff ins Wasser gefallen war, bargen ihn gegen 18 Uhr Taucher der DLRG Weeze aus dem Hafenbecken in Emmerich. Tot. Trotz sofort eingeleiteter Wiederbelebungsmaßnahmen konnten die Rettungskräfte nichts mehr für den Jungen tun. Für die Einsatztaucher aus Weeze trauriger Alltag, denn wenn sie zu einer Unglücksstelle gerufen werden, ist es für die Vermissten meist schon zu spät. Wie sich die Ehrenamtler dennoch immer wieder motivieren, weiß Hanns Evers, Einsatzleiter der DLRG Weeze.

Evers ist seit 33 Jahren Taucher bei der DLRG. Er und seine Kollegen reden oft über ihre Einsätze, unterstützen sich gegenseitig. "Aus diesen Gesprächen weiß ich, dass die meisten einfach helfen wollen, wo andere nicht mehr helfen können", erklärt er. Denn nicht nur die Ertrunkenen sind Opfer, auch die Familienangehörigen sind es. "Für sie ist es wichtig, Gewissheit zu haben. Nur, wenn wir die vermisste Person finden, kann sie ein Begräbnis bekommen, und Freunde und Familie können sich verabschieden."

Für die Einsatztaucher ist dieser Gedanke tröstend, denn es ist für sie nicht weniger hart, die Ertrunkenen aus dem Wasser zu bergen. Nicht selten stehen auch ihnen Seelsorger zur Verfügung. "Darüber zu reden, hilft. Egal, ob mit der eigenen Familie oder mit den Kollegen. Man sollte solche Erlebnisse wie das vom Dienstag nicht in sich hinein fressen", sagt Evers. Nicht alle Taucher sind dem Druck gewachsen. Manchmal müssen sie ihren Einsatz abbrechen. "Das ist nicht die Regel, kommt aber vor. Gerade, wenn man wie ein Kollege, der vorgestern im Einsatz war, selbst kleine Kinder hat, hat man mit solch einer Situation zu kämpfen", weiß der DLRG-Einsatzleiter. Taucher seien auch schon aus der aktiven Suche ausgestiegen und heute als Fahrer und Funker tätig.

Fünf der insgesamt acht Einsatztaucher der DLRG Weeze waren an der Bergung des Dreijährigen beteiligt. Die Männer arbeiten ehrenamtlich und stehen 24 Stunden am Tag — auch an Sonn- und Feiertagen — auf Abruf bereit. "Wir sind die einzigen Einsatztaucher im Kreis Kleve, da die Feuerwehr und der THW keine Taucher haben", sagt Evers. Früher hießen sie Rettungstaucher, "doch leider kommt meist jede Rettung zu spät". Seit der THW im Nordkreis keine Einsatztaucher mehr hat, steigt die Zahl der Einsätze für die Weezer. "Es gab Jahre, da mussten wir gar nicht ausrücken. Heutzutage sind wir bis zu zehn Mal im Jahr unterwegs, wenn Personen drohen zu ertrinken oder Schiffe geborgen werden müssen." Sie werden bundesweit angefragt. So mussten sie am Baldeneysee in Essen im vergangenen Jahr eine gesunkene Yacht bergen.

Trauriger Alltag halt.

Internet Alles zu dem tragischen Unglück unter www.rp-online.de/kevelaer.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort