Kevelaer Internet soll eine Brücke zu Älteren sein

Kevelaer · Alte Menschen haben viel Erfahrung und können spannende Gesprächspartner sein. Kennenlernen kann man sie überall, weiß René Martens. Ein Praktikum im Hospiz und eine Reise brachten ihn auf die Idee eines Internet-Projekts.

Vielleicht ist die Idee auf der langen Bahnfahrt entstanden. Wie berichtet, hatte René Martens vor einigen Monaten die Rückfahrt vom Studienort Peking mit der Transsibirischen Eisenbahn zurückgelegt. Da hatte der junge Weezer viel Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel darüber, worauf es ankommt im Leben. Was wertvoll ist, was er anderen vermitteln möchte. Herausgekommen ist ein Internet-Projekt, das Martens gemeinsam mit seinem Freund Paul Berg gestartet hat. Es geht um eine größere Nähe zwischen Jung und Alt.

"Freundschaft kennt kein Alter", findet Martens. Seit der ehemalige Gaesdoncker in der zehnten Klasse ein Praktikum im Wettener Hospiz gemacht hat, kennt er keine Scheu mehr vor Alter, Krankheit und Tod. "Die Zeit damals hat mir extrem geholfen, mich nachhaltig geprägt." In ihm war der Wunsch entstanden, sein Leben um Kontakte zu betagten Menschen zu erweitern. Weil die eine Lebenserfahrung haben, die die Jungen erst in langen Jahren sammeln müssen. Raus in die Welt und zurück ist René Martens schon gereist. Weitere Schritte möchte er jetzt auf anderer Ebene tun.

Sein Social Start Up, an dem er zusammen mit dem Kommilitonen Paul Berg arbeitet, ist schon recht weit gediehen. Unter der Adresse www.amiqu.de stellen die beiden ihre Idee umfassend dar. "Wir wollen das Ehrenamt im Altenheim in einem neuen Licht zeigen. Attraktiv für junge Menschen. Nicht dem Gewissen zuliebe, sondern sich selbst zum Nutzen", erklärt Martens. "AMIQU" möchten sie auch ganz persönlich vorstellen und hoffen, in einigen Schulen der Umgebung auf Interesse zu stoßen.

Die beiden Studenten stellen sich sich und anderen auf ihrer Internetseite mehrere Fragen: "Erinnert man sich ewig an den ersten Kuss? Was ist Vergänglichkeit? Wie war die Stimmung beim Finale '54? Was bereut man mehr: Dinge getan zu haben, oder Dinge nicht getan zu haben?" Solche Fragen können nur ältere Menschen beantworten; sie zu diskutieren muss spannend sein, meint der Weezer. Er wünscht sich Freunde aus einer anderen Generation. Um von deren Erkenntnissen zu profitieren. Umgekehrt könnten die Jungen den Senioren erklären, "wer Ryan Gosling ist und was Facebook kann".

Martens fordert seine Altersgenossen auf, sich aus mehr als 20 000 Altenheimen, Pflegeheimen und Hospizen eine Einrichtung auszusuchen. Am besten eines in der Nähe. "Vor Ort kannst Du Senioren kennenlernen und Freundschaften schließen. Ruf' bei der Einrichtung an oder schreib' eine Mail. Zerbrich Dir nicht den Kopf, was Du sagen sollst. Die Einrichtungen freuen sich auf Dich. Wenn's zwischen Dir und einem Oldie passt, stimm' Dich mit den Pflegern ab, wann und wie oft Du Dich mit Deinem neuen alten Freund treffen willst."

Das Internet-Projekt, mit dem Martens und Berg kein Geld verdienen, weil auf ihrer Seite keine Werbung stattfindet, verstehen die beiden als ehrenamtliches Engagement. Aus dem Wettbewerb "Start Social" gingen die Niederrheiner als Stipendiaten hervor, zudem nehmen sie am Wettbewerb "Weltverbesserer" der Zeit Stiftung teil.

(RP)
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