Weeze "Jule" ist der Liebling der Senioren

Weeze · Seit acht Jahren besuchen Maria Bremner und ihr Therapiehund die Senioren im Theresienstift Weeze. Alle 14 Tage sind sie dort zu Gast. Für demenzkranke Patienten, aber auch für Kinder ist der Kontakt zur Labradorhündin wertvoll.

 Heimbewohnerin Maria Hoffmann (90) und Hundebesitzerin Maria Bremner (re.) mit Jule.

Heimbewohnerin Maria Hoffmann (90) und Hundebesitzerin Maria Bremner (re.) mit Jule.

Foto: gerhard seybert

Ganz behutsam steigt "Jule" auf die Fußstützen des Rollstuhls. Vorsichtig nimmt sie das Apfelstückchen aus der Hand ihres Gegenübers und zieht sich wieder zurück. Die alte Dame strahlt, während sie auf ihre leere Handfläche guckt. Der Hund schmatzt genüsslich. Alle sind in diesem Moment sehr zufrieden.

Seit acht Jahren kommen die braune Labradorhündin und ihre Besitzerin Maria Bremner alle zwei Wochen in die Einrichtung an der Lorschstraße. Dann wird gefüttert, gestreichelt und gekuschelt. Für viele Senioren ist das Gefühl, den Hund zu streicheln oder zu füttern, einfach toll. "Die meisten unserer Bewohner reagieren sehr positiv auf den Hund", sagt Brigitte Linden, Leiterin des Theresienstifts. Einige leiden an Rheuma. Für sie sei es ein Erfolg, wenn sie dem Hund über den Kopf streicheln können. Besonders wertvoll ist die "Arbeit" des Therapiehundes bei dementiell veränderten Patienten. "Sie haben oft kognitive Einschränkungen", sagt Linden. Vor allem das Kurzzeitgedächtnis bereitet Probleme. Vieles laufe über Reize, die durch Berührungen ausgelöst würden. Wenn sich die Senioren mit "Jule" beschäftigen, beobachten Linden und ihre Mitarbeiterinnen spontane Reaktionen, die sonst bei den älteren Menschen nicht vorkommen. "'Jule' ist für uns Gold wert", sagt Linden.

Natürlich ist auch nicht jeden Tag gleich. "Manchmal fühlt sich ein Bewohner nicht so wohl. Dann fällt der Besuch dieses Mal halt aus", sagt Linden. Manche Senioren machen sich auch gar nichts aus dem tierischen Besucher. "Ein Hund ist ja auch nicht jedermanns Sache. Aber das ist in Ordnung. Es soll ja niemand gezwungen werden", sagt Linden.

Nachdem "Jule" ihre Runden durch den Aufenthaltsraum gedreht hat, geht sie mit Maria Bremner und einer Mitarbeiterin des Theresienstifts zu den Patienten, die ihre Zimmer nicht verlassen wollen oder können. Und auch hier werden die beiden freudig empfangen. Einige halten dann einen ganz besonderen Leckerbissen für den Labrador bereit. Allerdings achtet Bremner darauf, dass der Hund die Leckerli in Maßen frisst. Denn grundsätzlich bekommt "Jule" von den Bewohnern nur Apfelstückchen. "Wenn sie ständig Hundeleckerli bekommen würde, wäre sie bald dick und rund", sagt Bremner. Ganz selten ist auch mal Käse erlaubt. "Aber dann fällt das Abendessen aus."

2004 bildete Maria Bremner ihre "Jule" gemeinsam mit dem Hundesportverein Weeze zum Therapiebegleithund aus. Eineinhalb Jahre dauert diese Ausbildung. Neben dem Theresienstift besuchen die beiden auch das St.-Petrusheim, das Clemens-Haus in Kevelaer und die Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Bedburg-Hau. Die Kinder in Bedburg lernen durch "Jule", Ängste vor Tieren abzubauen. Außerdem hat der Kontakt mit dem Labrador positive Auswirkungen auf ihre Konzentrationsfähigkeit.

"Jule" weiß immer genau, was die Menschen gerade brauchen. "Bei den Kindern ist zum Beispiel der Körperkontakt wichtig", weiß Bremner. Wenn die Kinder auf der Therapiematte unruhig werden und von der Hündin wegrollen, rückt sie wie selbstverständlich nach und sucht erneut den Kontakt.

(RP/ac)
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