Kevelaer Kommunen teilen Kosten

Kevelaer · In Zeiten knapper Kassen stellt sich die Frage, welche Infrastruktur und Leistungen jede Kommune selbst vorhalten muss, oder ob nicht hier und da interkommunale Zusammenarbeit Sinn macht. Es gibt Vorbehalte.

 Beratung durchs Jugendamt – bisher dezentral organisiert.

Beratung durchs Jugendamt – bisher dezentral organisiert.

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Die Finanzlage der Kommunen ist prekär. Angesichts der zahllosen Pflichtaufgaben fällt es schwer, Einsparpotenziale auszumachen. Möglichkeiten könnten in mehr interkommunaler Zusammenarbeit liegen. Gochs Bürgermeister Karl-Heinz Otto ist an dem Thema seit langem dran, und auch die kleineren Kommunen im Mittelkreis beschäftigen sich neuerdings mit dem Thema. Aus dem kommunalen Kassenverband heraus ist eine Arbeitsgruppe entstanden, die Einsparoptionen durch Zusammenarbeit prüft.

 Bauhöfe und deren Geräte gemeinsam nutzen wäre günstiger.

Bauhöfe und deren Geräte gemeinsam nutzen wäre günstiger.

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Ein Archivar für zwei Orte

 Größere VHS: Mehr Hörer, mehr Angebote, weitere Wege.

Größere VHS: Mehr Hörer, mehr Angebote, weitere Wege.

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Weeze und Uedem teilen sich bereits einen Archivar, Goch leiht Weeze eine Politesse aus. Xanten (im Kreis Wesel) leistet unter anderem für Uedem, Kalkar und Weeze die Rufbereitschaft am Wochenende — anzurufen etwa bei Ruhestörung oder Zwangseinweisung. Karl Rütten aus Weeze kann sich noch mehr vorstellen: "Die Bauhöfe müssen teure Geräte vorhalten — die könnte man auch austauschen. Auch im Sozialbereich müsste nicht jeder Service in jedem Ort erbracht werden. Wichtig ist aber, dabei die Bürgernähe zu gewährleisten." So sieht das auch Otto. Aber er wünschte sich, einige Amtskollegen hätten den Mut, solche Themen in die Räte zu bringen. "Wir müssen Strukturen von Zeit zu Zeit überdenken. Es dauert, bis die Leute einsehen, dass Neuerungen Sinn machen. Ich denke da an den virtuellen Gewerbeflächenpool. Die Erkenntnis, dass es nicht darum geht, jemandem etwas wegzunehmen, musste sich erst durchsetzen."

Im ganzen Kreis Kleve wohnen mit 300 000 Bürgern nicht mehr Menschen als in einer mittleren Großstadt. "Da muss nicht jeder Ort sämtliche Infrastuktur vorhalten." Bei den Schulen lassen die abnehmenden Schülerzahlen die Gemeinden bereits näher zusammenrücken — vor allem im Bereich der Hauptschulen gibt es inzwischen einige Verbünde. Rainer Weber, Bürgermeister von Uedem, "teilt" sich mit den Weezern die Hauptschule mit Realschulzweig und mit fünf weiteren Kommunen die Gesamtschule Mittelkreis. Ginge es nach Karl-Heinz Otto, würde die gesamte Schulentwicklung durch den Kreis zentral gesteuert. "Denken Sie nur an die investiven Kosten, die die Inklusion verursacht. Da müssen nun überall für behinderte Kinder die Räume angepasst werden, und in ein paar Jahren gibt es die Schule womöglich nicht mehr." Die Volkshochschulen im Kreis — schon jetzt gibt's im Mittelkreis einen Zweckverband — könnten laut Otto noch großräumiger zusammenarbeiten und ein gemeinsames Programm anbieten.

Axel Stibi, Bürgermeister von Kevelaer, fürchtet, dass die Räte, wenn's drauf ankomme, Farbe zu bekennen, nicht mitmachen. "Ich bin da realistisch. Jeder hat Sorge, eigene Kompetenzen oder Versorgungseinrichtungen zu verlieren. Über zunehmenden wirtschaftlichen Druck wird sich daran vielleicht etwas ändern. Aber noch sind wir nicht so weit."

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(RP/jul)
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