Kevelaer "Lehrschwimmbecken ist unbezahlbar"

Kevelaer · Die Stadt Kevelaer sieht vorläufig keine Chance für ein Lehrschwimmbecken, weil der Haushalt die Investition nicht zulasse. Der Bäderverein sammelt dennoch Geld für das Projekt und hofft auf Hilfe aus der Politik.

 Schon jetzt lernen Kinder im Kevelaerer Hallenbad das Schwimmen.

Schon jetzt lernen Kinder im Kevelaerer Hallenbad das Schwimmen.

Foto: privat

Wenn sich schon die Politik vor Ort zurückhält – vielleicht gibt es ja Hilfe von weiter oben. Nicht ohne Hintergedanken hatte der Kevelaerer Bäderverein kürzlich Kanzleramtsminister Ronald Pofalla ins Freibad eingeladen. Dem Weezer ist das Schwimmbad nicht fremd, und natürlich kennt er auch einige Fürsprecher des Projekts "Lehrschwimmbecken" persönlich. Klaus Schürmanns als Vorsitzender des Bädervereins bat ihn jedenfalls, in Berlin nach Töpfen Ausschau zu halten, die angezapft werden könnten, damit "jedes Kind schwimmen lernen" kann. Um dieses Ziel zu erreichen, fordern Schulen und Vereine seit langem ein neues Lehrschwimmbecken für Kevelaer. Kommunalpolitiker und Verwaltung sind skeptisch.

Im Zusammenhang mit dem Thema "Saline" hatten sich die Grünen erst gestern etwa so in der RP geäußert: Statt eine Gradieranlage zu bauen, solle man die Kevelaerer Sole lieber fürs Schwimmbad nutzen. So sieht das auch der Bäderverein. Sympathie für ein mit öffentlichem Geld (mit-)finanziertes Lehrschwimmbecken hat auch die SPD. Vorsitzender Magnus van Oeffelt erinnert daran, dass ein Bündnis von SPD, KBV und FDP vor der letzten Kommunalwahl dafür gestimmt hatte, Mittel aus dem Konjunkturprogramm für ein Lehrschwimmbecken zu nutzen. Die Mehrheit hatte anders entscheiden – das Geld wurde vorrangig in den Schulbau investiert. Wo es durchaus sinnvoll eingebracht ist, wie van Oeffelt einräumt. "Ich hoffe, dass uns gemeinsam ein Weg einfällt, das Projekt des Bädervereins zu realisieren. Aber zurzeit gibt es der Haushalt wohl nicht her", meint er.

Bürgermeister Axel Stibi ist noch in Urlaub, seine Verwaltungs-Kollegen sind sich aber sicher: Es gibt keine neue Entwicklung. Ob der Bäderverein spart oder nicht – die Stadt hat kein Geld. Ludger Holla, als Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters zwar in fast alle Verwaltungsgeschäfte eingebunden, gibt an, beim Thema Lehrschwimmbecken nicht so recht auf dem Stand der Dinge zu sein. Und dem fachlich für Schule und Sport direkt zuständigen Kollegen Willi Winkels ist das Thema "zu brisant", um sich zu äußern.

Wie gewohnt kein Blatt vor den Mund nimmt hingegen Ernst Umbach: "Ein neues Lehrschwimmbecken ist für die Stadt Kevelaer auf lange Sicht unbezahlbar. Das kann man sich wünschen, aber wir müssen schon froh sein, wenn wir überhaupt einen Haushalt verabschiedet bekommen. Wenn der Bäderverein ein weiteres Becken will, dann soll er die Bäder selbst unterhalten! Wir schießen inzwischen 600 000 Euro pro Jahr für Hallen- und Freibad zu. Tendenz steigend." Jürgen Hendricks, Fraktionschef der FDP, sieht vorläufig ebenfalls keine Chance fürs Bad. Ihm fällt allerdings eine alternative Nutzung für die Thermalquelle ein: "Man könnte für 5000 Euro einen Hahn am Brunnen anbringen, damit sich die Bürger selbst ihr gesundes Wasser zapfen können."

Günther Krüger (KBV) hofft, dass die Saline Initial für ein Gesundheits-Gesamtkonzept sein wird. Dann könnte ein erweitertes Schwimmbad eingebunden werden. Sicher nicht so bald, aber vielleicht auf Sicht.

(RP)
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